Kommando Powerschnauz
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Interessanter Artikel zum LHC
"Meisterträume und Millionenverlust
Der Lausanne HC avanciert zum Titelkandidaten – und wird in dieser Saison mehr als 12 Millionen Franken verlieren
Petr Svoboda klingt vergnügt am Telefon, er ist ja meistens ein jovialer Gesprächspartner. Er gibt Auskunft über Denis Malgin, seinen Transfercoup, der den Lausanne HC zum ersten Titel der Vereinsgeschichte führen könnte, und gerät ins Schwärmen. Das ist nur logisch: Der NHL-Rückkehrer Malgin spielt bis jetzt eine exquisite Saison, mit 26 Skorerpunkten in 24 Spielen, er ist einer der besten Angreifer auf Schweizer Eis. Und Svoboda hat den Zuzug ermöglicht – er war bis vor kurzem der Agent des 24 Jahre alten Centers.
Eine Betreibung von Stickney
Das zweite Gesprächsthema missfällt dem Tschechen schon eher, aber mit einem Lachen sagt er: «Danke, dass Sie das Thema bis zum Schluss aufgespart haben, sonst wäre meine Laune schon vor fünf Minuten schlecht geworden.» Es geht ums Geld. Svoboda, der 20 Prozent der Klubaktien hält, und seine Geschäftspartner Zdenek Bakala und Gregory Finger (je 40 Prozent) werden eine Menge davon verlieren in dieser Saison. Die Rede ist von einem Defizit von 12 Millionen Franken. Aber Svoboda sagt, er gehe davon aus, dass der Verlust «north of that» ausfallen werde, also höher.
Lausanne steht mit dieser Grössenordnung nicht allein da. Zuletzt kommunizierte der EV Zug, dass die Pandemie einen Schaden von 12,5 Millionen Franken verursacht habe. Allerdings: Schaden ist nicht gleich Verlust, so wie in Lausanne, wo die neuen Investoren das Geld einschiessen müssen.
Es ist ein Betrag, der sich in dieser Branche nicht mehr wird einspielen lassen, auch über einen längeren Zeitraum nicht. «Das ist uns bewusst», sagt Svoboda. Es tönt unbekümmert. Und Svoboda handelt auch so: Ende Januar hat Lausanne mit dem tschechischen Verteidiger Vladimir Roth den sechsten Ausländer unter Vertrag genommen. Kurz darauf gab der Klub bekannt, auf einen Antrag für die À-fonds-perdu-Unterstützungszahlungen des Bundes zu verzichten. Die Gelder sind an Bedingungen geknüpft, an Lohnreduktionen etwa, für Lausanne waren diese zu streng.
Es gibt kein Geld vom Staat – und es stehen Betreibungen ins Haus. Eine stammt von Ken Stickney, dem ehemaligen Klubbesitzer, eine andere von Ville Peltonen, dem früheren Trainer. Die Zeitung «24 heures» hat die Betreibungen im Dezember detailliert aufgelistet, was Svoboda missfiel. Er redet seit da nicht mehr mit dem Autor des Artikels, ist zu vernehmen.
Thierry Meyer, der Kommunikationschef des Lausanne HC, sagt, der Klub lehne die Forderungen «vollumfänglich» ab. Und hält fest, dass es keine finanziellen Probleme gebe. Solange die Zahlungsmoral der Investoren nicht nachlässt, stimmt das natürlich – für die Milliardäre Bakala und Finger ist ein tiefer zweistelliger Millionenbetrag ein Klacks. Aber auch sie dürften sich das Debütjahr im Schweizer Eishockey anders vorgestellt haben, mit mehr Glamour und tieferen Kosten.
Svoboda sagt, das happige Defizit ändere nichts an den Zielen, der Ausrichtung und der Arbeitsweise. Man wolle ambitioniert bleiben, auch in der Saison 2021/22: «Unser Projekt ist auf Langfristigkeit ausgelegt.» Das Ziel bleibt der Titel – und wie beispielsweise bei den ZSC Lions darf er trotz gegenteiligen Beteuerungen einiges kosten.
Der Wirbelwind bleibt
So unvorteilhaft das Preis-Leistungs-Verhältnis in dieser Saison ausfallen mag: Sportlich hat die neue Lausanner Führung die Wende herbeigeführt. Der LHC, zurzeit vom Kantonsarzt bis mindestens am Dienstag abermals in Quarantäne befehligt, liegt nach Verlustpunkten auf Platz 2. Er spielt unter dem während Jahren in der NHL engagierten Coach Craig MacTavish erfolgreich und unterhaltsam – es ist kein Vergleich zum sterilen, stets auf Sicherheit bedachten Systemhockey des im Februar 2020 entlassenen Vorgängers Peltonen.
Lausanne stellt die mit Abstand stabilste Defensive der Liga, und der inzwischen 37 Jahre alte Tobias Stephan weist die besten Torhüter-Statistiken aus. Der Umstand, dass der Wirbelwind Malgin die Saison im LHC beenden und erst danach zu den Toronto Maple Leafs zurückkehren wird, hat die Titelchancen der Mannschaft substanziell erhöht. Lausanne als Meister, acht Jahre nach dem Wiederaufstieg in die National League? Das war schon abwegiger. Das Selbstbewusstsein wächst, Malgin etwa sagt: «Wenn wir unser bestes Eishockey spielen, wird es für jeden Gegner schwer.»
Quelle: NZZ 8.2.21
"Meisterträume und Millionenverlust
Der Lausanne HC avanciert zum Titelkandidaten – und wird in dieser Saison mehr als 12 Millionen Franken verlieren
Petr Svoboda klingt vergnügt am Telefon, er ist ja meistens ein jovialer Gesprächspartner. Er gibt Auskunft über Denis Malgin, seinen Transfercoup, der den Lausanne HC zum ersten Titel der Vereinsgeschichte führen könnte, und gerät ins Schwärmen. Das ist nur logisch: Der NHL-Rückkehrer Malgin spielt bis jetzt eine exquisite Saison, mit 26 Skorerpunkten in 24 Spielen, er ist einer der besten Angreifer auf Schweizer Eis. Und Svoboda hat den Zuzug ermöglicht – er war bis vor kurzem der Agent des 24 Jahre alten Centers.
Eine Betreibung von Stickney
Das zweite Gesprächsthema missfällt dem Tschechen schon eher, aber mit einem Lachen sagt er: «Danke, dass Sie das Thema bis zum Schluss aufgespart haben, sonst wäre meine Laune schon vor fünf Minuten schlecht geworden.» Es geht ums Geld. Svoboda, der 20 Prozent der Klubaktien hält, und seine Geschäftspartner Zdenek Bakala und Gregory Finger (je 40 Prozent) werden eine Menge davon verlieren in dieser Saison. Die Rede ist von einem Defizit von 12 Millionen Franken. Aber Svoboda sagt, er gehe davon aus, dass der Verlust «north of that» ausfallen werde, also höher.
Lausanne steht mit dieser Grössenordnung nicht allein da. Zuletzt kommunizierte der EV Zug, dass die Pandemie einen Schaden von 12,5 Millionen Franken verursacht habe. Allerdings: Schaden ist nicht gleich Verlust, so wie in Lausanne, wo die neuen Investoren das Geld einschiessen müssen.
Es ist ein Betrag, der sich in dieser Branche nicht mehr wird einspielen lassen, auch über einen längeren Zeitraum nicht. «Das ist uns bewusst», sagt Svoboda. Es tönt unbekümmert. Und Svoboda handelt auch so: Ende Januar hat Lausanne mit dem tschechischen Verteidiger Vladimir Roth den sechsten Ausländer unter Vertrag genommen. Kurz darauf gab der Klub bekannt, auf einen Antrag für die À-fonds-perdu-Unterstützungszahlungen des Bundes zu verzichten. Die Gelder sind an Bedingungen geknüpft, an Lohnreduktionen etwa, für Lausanne waren diese zu streng.
Es gibt kein Geld vom Staat – und es stehen Betreibungen ins Haus. Eine stammt von Ken Stickney, dem ehemaligen Klubbesitzer, eine andere von Ville Peltonen, dem früheren Trainer. Die Zeitung «24 heures» hat die Betreibungen im Dezember detailliert aufgelistet, was Svoboda missfiel. Er redet seit da nicht mehr mit dem Autor des Artikels, ist zu vernehmen.
Thierry Meyer, der Kommunikationschef des Lausanne HC, sagt, der Klub lehne die Forderungen «vollumfänglich» ab. Und hält fest, dass es keine finanziellen Probleme gebe. Solange die Zahlungsmoral der Investoren nicht nachlässt, stimmt das natürlich – für die Milliardäre Bakala und Finger ist ein tiefer zweistelliger Millionenbetrag ein Klacks. Aber auch sie dürften sich das Debütjahr im Schweizer Eishockey anders vorgestellt haben, mit mehr Glamour und tieferen Kosten.
Svoboda sagt, das happige Defizit ändere nichts an den Zielen, der Ausrichtung und der Arbeitsweise. Man wolle ambitioniert bleiben, auch in der Saison 2021/22: «Unser Projekt ist auf Langfristigkeit ausgelegt.» Das Ziel bleibt der Titel – und wie beispielsweise bei den ZSC Lions darf er trotz gegenteiligen Beteuerungen einiges kosten.
Der Wirbelwind bleibt
So unvorteilhaft das Preis-Leistungs-Verhältnis in dieser Saison ausfallen mag: Sportlich hat die neue Lausanner Führung die Wende herbeigeführt. Der LHC, zurzeit vom Kantonsarzt bis mindestens am Dienstag abermals in Quarantäne befehligt, liegt nach Verlustpunkten auf Platz 2. Er spielt unter dem während Jahren in der NHL engagierten Coach Craig MacTavish erfolgreich und unterhaltsam – es ist kein Vergleich zum sterilen, stets auf Sicherheit bedachten Systemhockey des im Februar 2020 entlassenen Vorgängers Peltonen.
Lausanne stellt die mit Abstand stabilste Defensive der Liga, und der inzwischen 37 Jahre alte Tobias Stephan weist die besten Torhüter-Statistiken aus. Der Umstand, dass der Wirbelwind Malgin die Saison im LHC beenden und erst danach zu den Toronto Maple Leafs zurückkehren wird, hat die Titelchancen der Mannschaft substanziell erhöht. Lausanne als Meister, acht Jahre nach dem Wiederaufstieg in die National League? Das war schon abwegiger. Das Selbstbewusstsein wächst, Malgin etwa sagt: «Wenn wir unser bestes Eishockey spielen, wird es für jeden Gegner schwer.»
Quelle: NZZ 8.2.21