Medienberichte

Neue Machtverhältnisse: Der Wechsel von Alina Marti vom ZSC zum EVZ spricht Bände​

Die 21-jährige Nati-Stürmerin findet in Zug ideale Voraussetzungen für die Olympiasaison vor. Zunächst stand sie den Vorhaben des EVZ allerdings skeptisch gegenüber.

Dem EVZ ist mit der Verpflichtung von Alina Marti ein Transfercoup mit doppelter Wirkung gelungen. Einerseits hat er sich mit der Nati-Spielerin ein Talent gesichert, andererseits mit den ZSC Lions einen Kontrahenten geschwächt.

Der langjährige Platzhirsch aus Zürich kämpft ohnehin um seine Attraktivität. Denn mit Topskorerin und Captain Sinja Leemann, die nach Bern gewechselt ist, haben die Lions auch ihre zweite junge Schweizer Topstürmerin verloren. Und mit Nicole Vallario entschied sich eine sehr talentierte Verteidigerin nach ihrer Zeit im US-College-Hockey nicht für die Zürcherinnen, sondern für Zug.

Der EVZ kann bei Verhandlungen neben einer 40-Prozent-Anstellung die Begeisterung in die Waagschale werfen. Dieses Argument verfing auch bei Alina Marti. Sie habe das Finalspiel gegen den SC Bern besucht und sei von der «einzigartigen Stimmung» beeindruckt gewesen. Die Zugerinnen unterlagen in der Serie mit 0:3. Sie waren zu wenig abgebrüht und erzielten in drei Matches nur drei Tore.

Das soll sich auch dank Marti ändern. Mit erst 21 blickt sie auf bereits sieben Saisons bei den ZSC Lions zurück (drei Meistertitel, ein Cupsieg). Die Flügelstürmerin erzielte in 178 Meisterschaftspartien 61 Tore und gab 93 Vorlagen.

EVZ-Coach Daniela Diaz nennt Marti eine «Ausnahmekönnerin». Sie war es auch, die im vergangenen Winter den Kontakt zu der Oberaargauerin gesucht hatte. Zug war nicht der einzige Interessent. Neben anderen Teams aus der Women's League hatte Marti auch Angebote aus Schweden vorliegen. «Mit Blick auf das Olympiajahr 2026 war für mich klar, dass ich in der Schweiz bleibe», erklärt sie, «und hier kam nur Zug in Frage».

Der EVZ habe sie überzeugt, weil die Organisation ihr das Gefühl vermittelt habe, «voll und ganz hinter dem Fraueneishockey zu stehen und den eingeschlagenen Weg weiterzugehen». Dieser Weg begann erst 2023, nachdem der EVZ 16 Jahre lang keine Frauenabteilung mehr hatte.

Die vollmundigen Ankündigungen brachten den Zugerinnen keinen Beliebtheitspreis ein. «Anfangs war ich skeptisch», sagt Alina Marti offen. Mittlerweile habe sie sich selbst davon überzeugen können, dass der Klub ernst macht. Im Vergleich zu Zürich herrsche beim EVZ «viel mehr Struktur und Professionalität» neben dem Eis und auch darauf: «Die Qualität und Intensität im Training waren schon in den ersten Eistrainings im Sommer höher, als ich es gekannt hatte», schildert sie.

Der überraschend grosse Zuschauerzuspruch in Zug – in der Qualifikation 2024/25 kamen im Durchschnitt 1000 Fans ins Stadion – hat andere Klubs animiert, stärker ins Frauenhockey zu investieren; auch Martis Ex-Klub, die ZSC Lions. Diese haben im Frühjahr einen grossen Umbruch eingeleitet und mit Monika Waidacher als Gesamtverantwortliche sowie Christine Meier als Sportchefin zwei ehemalige Spielerinnen für die Frauenabteilung verpflichtet.

Diese Entwicklung werde auch der Nati zugutekommen, ist Alina Marti überzeugt. Sie hat bereits 80 Länderspiele bestritten und könnte die 100er-Marke in der bevorstehenden Saison knacken, denn der Terminplan ist dicht gedrängt. Für die Schweizerinnen stehen neben der Euro Hockey Tour und der WM auch die Olympischen Spiele auf dem Programm. Wegen dieser Belastung hat der EVZ sich dazu entschlossen, seinen Europacuptitel nicht zu verteidigen. Für Trainerin Diaz steht die Erholung der Spielerinnen im Vordergrund – zumal diese auch arbeiten oder eine Ausbildung machen.

Alina Marti weiss das aus eigener Erfahrung zu schätzen. Nach der vergangenen WM war die Zeit zu knapp geworden, um alle Prüfungen für die Berufsmatura zu schreiben – sie verschob sie um ein Jahr. So pendelt Marti nun zwischen dem Wohnort ihrer Eltern, Bleienbach (BE), der Schule und ihrer Übernachtungsmöglichkeit bei Mitspielerinnen in Cham.

Für Letztere wird sie vielleicht besonders dankbar sein, wenn es spät werden sollte nach Feiern. Die Chancen stehen gut: Im Cup ist der EVZ Titelverteidiger, in der Meisterschaft hat er nach letztem Frühling eine Rechnung offen. «Schon im Sommertraining pushten sich die Frauen extrem, da war vielleicht noch etwas Frust vom Final dabei», stellte Alina Marti nach ihrem Wechsel fest – das sagt ihr zu: «In diesem Umfeld fühle ich mich wohl, denn es bringt mich weiter.»

Zuzüge: Yara Keller (19, Tor, Urdorf), Nicole Vallario (24, Verteidigung, St. Thomas/NCAA), Noemi Neubauerová (25, Sturm, Toronto/PWHL), Lia Egger (21, Sturm, Bassersdorf), Alina Marti (21, Sturm, ZSC Lions) , Sarah Mettler (15, Sturm, Winterthur).
Abgänge: Eveliina Mäkinen (Tor, ZSC Lions), Lorena Wrann (Verteidigung, Ambri), Naemi Herzig (Sturm, Holy Cross/NCAA), Lena-Marie Lutz (Sturm, Ambri), Julia Näf (Sturm, Sursee).

Die Meisterschaft beginnt am 13. September mit dem Match in Neuenburg (16.45 Uhr, Littoral), das erste Heimspiel ist am 14. September gegen Fribourg-Gottéron (14.30 Uhr, OYM Hall)
 
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