Hackt das Stadtparlament auf dem EVZ herum?
Nach einer Sitzung des Grossen Gemeinderats spricht die SVP von Bashing gegen den Hockeyklub. Das stimme nicht, kontern andere.
«Seit Monaten wird immer wie- der auf dem EVZ herumge- hackt», schreibt Gregor Bruhin, Präsident der städtischen SVP, in einer Medienmitteilung letz- te Woche. Wer auf dem EVZ he- rumhackt? Das Stadtparlament. Zuletzt, so Bruhin, sei das an der Sitzung vom 30. November der Fall gewesen. Diskutiert wurde die Verwendung des Er- tragsüberschusses 2019 zur Mil- derung der Coronafolgen. Von den rund 970 000 Franken, die in der dritten Runde an verschiedene Zuger Kulturschaffende, Sport- und andere Verei- ne ausgeschüttet werden sollten, wären gut zwei Drittel an den EVZ und die Kunsteisbahn AG gegangen. Zu viel, fand die Mitte-Fraktion und stellte den Antrag, die Summe um 130 000 Franken zu kürzen. Dieser Vor- schlag erhielt Zuspruch von lin- ker Seite, SVP, FDP und Stadtrat stellten sich dagegen. Das Ja zum Kürzungsantrag fiel mit 19 zu 17 Stimmen knapp aus.
Der EVZ habe wie andere Zuger Institutionen Verluste eingefahren, schildert Gregor Bruhin. Er kommentiert: «Der Grosse Gemeinderat nimmt damit eine Ungleichbehand- lung der Antragssteller vor und verletzt das Gebot der Fairness in grober Weise. Spielregeln werden vor dem Spiel festge- legt und nicht während des Spiels für einzelne Teilnehmer geändert.»
Die Geister scheiden sich
Die SVP spricht deshalb von einem «EVZ-Bashing» im städ- tischen Parlament. Wie sehen das die anderen Parteien? Die Meinungen der Parteimitglie- der sind ähnlich wie an der Sit- zung des Grossen Gemeinde- rats: Die FDP teilt gewisse An- sichten der SVP. Fraktionschef
FDP Etienne Schumpf: «Die Mitte-links-Parteien bashen gezielt den EVZ und treten be- wusst das Polit-Fairplay mit Füssen, indem sie während des Spiels die Regeln ändern.» Der EVZ geniesse die volle Unter- stützung der FDP. «Wir distan- zieren uns von der Neid-Politik der Mitte-links-Parteien, die Erfolg und überregionale Be- deutung des EVZ nicht zu schätzen wissen.»
Die anderen Vertreter weh- ren sich gegen die Aussage, der EVZ werde im Parlament ge- basht. Urs Bertschi (SP) erklärt, dass man den Vorwurf des Bashings als «unverständlich» erachte und sich von dieser «polemischen» Darstellung distanziere. Bertschi: «Dass die einzelnen Fraktionen hier unterschiedliche Sichtweisen vertreten, liegt wohl in der Na- tur der Sache. Die SP-Fraktion verlangt insbesondere bei Vor-lagen betreffend Leistungen des Gemeinwesens an die Privat- Wirtschaft stets volle Transparenz.» Ausserdem: «Allein der sportliche Erfolg des EVZ recht- fertigt es unseres Erachtens nicht, bei EVZ-Vorlagen mit an- deren Ellen zu messen.»
Auch Martin Iten (CSP) sieht den Begriff «Bashing» als falsch gewählt an: «Unsere Kritik zielt auf den politischen Umgang mit dem EVZ, keineswegs auf den EVZ.» Man wünsche sich mehr Transparenz im undurchsichtigen Konstrukt Stadt-KEB-EVZ und erachtet es als wichtige Aufgabe, die Auf- sichtspflicht gegenüber der Exekutive und ihrem Handeln ernst zu nehmen. Die Mittel sollten gerechter verteilt wer- den. Als im August Gelder für den EVZ verhandelt werden sollten im Zusammenhang mit der Winteruniversiade, sagte Iten bereits, dass der EVZ seitens der Stadt «weiss Gott schon auf vielen Ebenen stärks- tens unterstützt» werde.
Der EVZ zeigt sich enttäuscht
130 000 Franken vom Betrag an den EVZ wurden gekürzt, daran lässt sich nichts mehr rütteln. Das nimmt der EVZ mit Enttäu- schung zur Kenntnis. CEO Pat- rick Lengwiler sagt dazu: «Ge- mäss den uns bekannten Richt- linien waren wir genau gleich wie andere Institutionen oder Mieter von städtischen Liegen- schaften berechtigt, diese Hilfs- gelder zu beantragen.» Man habe transparent kommuniziert, wie Corona den EVZ getroffen und letztlich im letzten Ge- schäftsjahr einen Verlust von rund 700 000 Franken verur- sacht habe. Patrick Lengwiler ergänzt: «Corona beschäftigt uns auch heute noch stark, daher wäre die finanzielle Unterstützung für uns wichtig gewesen.» Er sagt: «Die Kritik in unserer Richtung bezüglich Finanzierung können wir uns nicht erklären, zumal sie uns häufig sehr pauschal und unbegründet er- scheint.» Lengwiler sagt, dass bei einigen Ratsmitgliedern eine völlig verzerrte Wahrnehmung über den EVZ vorherrsche. Der EVZ sei transparent und sowohl ein kommerziell ausgerichtetes Unternehmen als auch ein Ver- ein mit rund 350 Kindern und Jugendlichen und 250 ehren- amtlichen Funktionären. «Wir sind nicht das eine und nicht das andere, wir sind beides.» Die er- arbeiteten Gewinne würden vollumfänglich reinvestiert, zum Beispiel in die «professio- nelle Nachwuchsförderung oder in das Fan-Erlebnis» in der Are- na. Es werden keinerlei Dividen- den ausgeschüttet.
Text: Vanessa Varisco
Neue Zuger Zeitung
[doublepost=1638855040,1638854935][/doublepost]gezielt nicht mehr Wählen... sowas geht jetzt gar nicht in unserem Kanton!