Spielt der EV Zug nächste Saison wieder auf europäischem Parkett? Das sagen die Protagonisten zur Ausgangslage
Zweimal in Folge hat der EV Zug die Champions-League-Qualifikation verpasst. Die Chancen für eine Rückkehr nach Europa sind realistisch.
Meisterschaft, Cup und Champions Hockey League (CHL): Als Dan Tangnes 2018 beim EV Zug anheuerte, hielt der Trainer mit seinen Ambitionen nicht zurück und ging in die Offensive, was die Zielformulierung betraf. Er wollte mit dem Klub gleich alle drei Wettbewerbe gewinnen. Seit der forschen Ansage des Norwegers sind bald sieben Jahre ins Land gezogen. Zwei der drei Vorhaben konnte Tangnes auf seiner To-do-Liste streichen. Der EV Zug holte 2019 die Cup-Trophäe, 2021 und 2022 wurde er Schweizer Meister. Nur europäische Ehren blieben Tangnes nicht vergönnt. Der Einzug in den Champions-League-Halbfinal 2023 war das Höchste der Gefühle.
Tangnes kann nicht mehr mit dem EV Zug nach Europas Krone greifen. Und er wird sich weiter gedulden müssen, um auf europäischer Bühne den Thron zu erklimmen. Denn sein ab nächster Saison neuer schwedischer Arbeitgeber Rögle BK dümpelt in der Liga im Mittelfeld herum und wird wohl wenig mit der Ausmarchung um die Champions-League-Plätze zu tun haben.
Teamintern ist die CHL (noch) kein Thema
Und der EV Zug? Er besitzt gute Karten, um nach zwei Jahren Absenz wieder im 24-köpfigen Teilnehmerfeld zu partizipieren. Siegen die ZSC Lions im CHL-Endspiel am Dienstag gegen Färjestad Karlstad, hätte die Schweiz vier Startplätze auf sicher. Falls nicht, würden sich drei Mannschaften qualifizieren. Wer national den Titel gewinnt, ist automatisch qualifiziert.
Ein Blick auf die Tabelle zeigt: Lausanne (1.) und die ZSC Lions (2.) werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Rang eins streiten. Der EV Zug (3.) balgt sich mit dem SC Bern (4.) und dem HC Davos (5.) um Rang drei. Die drei Klubs liegen innerhalb von drei Punkten. Doch wie wichtig ist den Zugern die Mitwirkung auf Europas Bühne? Welchen Stellenwert hat der Wettbewerb klubintern? Klar ist: CEO Patrick Lengwiler ist glühender Verfechter der Champions Hockey League. Er sitzt zudem im Verwaltungsrat der CHL. Das seit Jahren formulierte Ziel der Organisation ist, europäisch den Titel zu gewinnen.
Nun hat der EV Zug zweimal in Serie die Teilnahme verpasst. Dass der EVZ in dieser Saison nur national unterwegs ist, hat sich die Mannschaft selbst zuzuschreiben. In der letzten Saison im allerletzten Qualifikationsspiel hätte der EVZ gegen Lausanne die Chance gehabt, mit einem Sieg die Waadtländer zu überholen und sich für die CHL zu qualifizieren. Der letzte Spieltag endete aber mit einer herben Enttäuschung, der EVZ musste eine 1:4-Niederlage einstecken. Tangnes konnte damals kaum glauben, auf welche Art und Weise seine Mannschaft scheiterte: «Ich wünschte, ich hätte eine gute Erklärung. Da war keine Energie vorhanden, keine Körpersprache. Ich bin enttäuscht», sagte er. So überraschend kam das Verpassen der CHL-Qualifikation jedoch nicht. Es war quasi die logische Folge nach einem miserablen Februar mit null Siegen aus acht Partien.
Wie sieht die Situation heute aus? Wollen die Zuger überhaupt in der kommenden Spielzeit auf europäischem Parkett mitmischen? Teamintern ist der Wettbewerb bis jetzt nicht zur Sprache gebracht worden. Assistent Michael Liniger, der Tangnes nach dessen Rückenoperation als Headcoach vertritt und im Sommer fest die Chefrolle übernehmen wird, reizt Europa. Er sieht darin einen Mehrwert, auch wenn mit den zusätzlichen Spielen eine höhere körperliche und mentale Belastung einhergeht. Er sagt: «Unser Ziel ist, die Meisterschaft bestmöglich abzuschliessen. Wenn das gelingt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir nächste Saison Champions League spielen. Ich finde aber nicht, dass wir uns jetzt noch Druck aufladen müssen, um uns zu qualifizieren.»
In der letzten Saison wussten die Spieler wenige Wochen vor Ende der Regular Season nicht, wie viele Schweizer Mannschaften sich für die Champions Hockey League qualifizieren. Ein Beleg dafür, dass dem Wettbewerb keine Bedeutung beigemessen wird?
Stürmer Lino Martschini verneint. Zwar sei die CHL momentan unter den Spielern kein Gesprächsthema. Aber: «Ich würde mich extrem freuen, mich wieder mit Europas Spitzenteams zu messen und mein Palmarès mit dem Champions-League-Pokal zu erweitern.» Martschini war bei jeder der bisher acht CHL-Teilnahmen des EVZ dabei. «Ich kann nur für mich sprechen. Wir erleben Dinge, die im Liga-Alltag nicht möglich sind. Dafür nehme ich die Reiserei gerne in Kauf. Ich finde Partien gegen europäische Teams im August attraktiver als ein Testspiel gegen Ambri», so Martschini.
Am Freitag sind die Lakers zu Gast
Die CHL-Macher geben sich seit Jahren allergrösste Mühe – unter anderem mit Modus-Anpassungen –, die Faszination «Eishockey-Königsklasse» zu vermitteln. Mit bescheidenem Erfolg, wie ein Beispiel aus der Saison 2021/22 verdeutlicht: Dem Gruppenspiel des EVZ gegen die Dänen von Sonderjyske Vojens wohnten in der Bossard-Arena lediglich 1659 Fans bei.
Das Rennen um die europäischen Plätze für die Ausgabe 2025/26 ist jedenfalls lanciert. Auf dem Weg dorthin würde am Freitag ein EVZ-Heimsieg gegen die Rapperswil-Jona Lakers helfen. Liniger fordert im Vergleich zum Davos-Match «ein kontrolliertes Spiel». Er spricht von einer «sehr, sehr schlechten Passqualität», da bedürfe es einer deutlichen Steigerung. «Mit etwas Glück und Moral haben wir in Davos noch zwei Punkte geholt.» Gegen die Lakers sollen es drei sein.