Der EV Zug unterliegt verunsicherten Genfern – doch das ist nicht der einzige Rückschlag
Zu verspielte und fehleranfällige Zuger enttäuschen gegen den HC Genève-Servette (1:4). Zu allem Übel wächst das Lazarett um weitere Patienten an. Dorian Moret fällt lange aus, bei Lukas Bengtsson verzögert sich der Heilungsprozess. Derweil ist der EVZ im Transfer-Poker um Sandro Schmid aus dem Rennen.
Andreas Wingerli (rechts) und der EV Zug stolpern über den HC Genève-Servette.
Bild: Philipp Schmidli/Keystone (Zug, 10. 10. 2025)
Von den weniger guten Spielen in dieser Saison würde der EV Zug am liebsten das 0:6-Debakel gegen die Rapperswil-Jona Lakers aus der Erinnerung streichen, die höchste Heimniederlage seit elf Jahren. 0:6? Das ist noch harmlos im Vergleich zum HC Genève-Servette, der beim 0:11 im Léman-Derby gegen Lausanne eine beispiellose Demontage erlebt und später auch 0:8 in Biel untergeht.
Die Genfer kommen also verunsichert, mit wenig Selbstvertrauen nach Zug. Und trotzdem unterliegt der EV Zug, weil er einmal mehr ein Spiel nicht konstant über 60 Minuten durchziehen kann. Verteidiger Livio Stadler lässt nach dem Spiel Dampf ab: «30 Minuten gut spielen reicht in dieser ausgeglichenen Liga einfach nicht. Kein Spieler war auf der Höhe. Jeder Einzelne muss mehr Verantwortung übernehmen.»
Es ist eine Mischung aus schlechter Chancenauswertung, Pech und vor allem einem erstaunlich fehlerhaften Auftritt, der zur 1:4-Niederlage führt. Wenn überall etwas fehlt, ist das in der Summe zu viel. Da nützen auch die 36 Torschüsse nichts, die der EV Zug auf Genfs Kasten abfeuert.
Lukas Bengtsson muss länger pausieren als geplant
Und beim EVZ füllt sich die Abwesenheitsleiste weiter. Mittlerweile sind acht Namen darauf zu finden. Die Verletzungswelle scheint nicht abzuebben. Die neuen Leidtragenden: Dorian Moret und Sven Leuenberger. Verteidiger Moret soll mindestens zwei Monate ausfallen. Er wurde im Training von einem Puckgeschoss getroffen. Bei Stürmer Leuenberger dagegen gibt es Entwarnung. Läuft die Genesung nach Plan, dürfte er kommendes Wochenende wieder im Kader stehen.
Eine bittere Kunde muss Abwehrstratege Lukas Bengtsson verdauen. Der an einer Fussverletzung laborierende Verteidiger hat ein individuelles Eistraining absolviert. Der Schwede fühlte sich sehr gut und glaubte gar, beim Champions-League-Heimspiel gegen das tschechische Team Kometa Brno mitmischen zu können.
Verteidigertalent Dorian Moret steht dem EV Zug längere Zeit nicht zur Verfügung.
Bild: Martin Meienberger/Freshfocus (Zug, 16. 9. 2025)
Doch die guten Gefühle des 31-Jährigen trügen, seine Hoffnungen auf ein baldiges Comeback zerschlagen sich. Denn die Röntgenbilder zeigen: Der Knochen ist noch nicht richtig zusammengewachsen. Um auf andere Gedanken zu kommen, darf Bengtsson mit der Familie für eine Woche in seine Heimat. Ein Einsatz vor der Nationalmannschaftspause im November scheint wenig realistisch.
Zurück zum Spiel: Dem Heimteam bieten sich im ersten Powerplay Chancen im Multipack. Weil der EV Zug mehr fürs Spiel tut, wäre die Führung verdient. Ein ansatzloser Handgelenkschuss von Stürmer Grégory Hofmann Sekunden vor der Pausensirene lässt den Pfosten erklingen.
Genfs Führung zieht dem EV Zug den Stecker
Auch aus der zweiten Genf-Strafe kann der EVZ kein Kapital schlagen. Das Powerplay wirkt wenig durchdacht und ohne Überraschungs-Schachzug. Aus der schadlos überstandenen Unterzahl schöpfen die Genfer Mut, und wagen sich vermehrt vor das Gehäuse von Tim Wolf. Dieser muss sich in der 28. Minute geschlagen geben. Vorausgegangen ist eine Druckphase der Genfer, indem sie Zug die Luft abstellen. Der Rückstand zieht dem EVZ den Stecker. Er wirkt verunsichert, es häufen sich Puckverluste, Genève-Servette kommt besser ins Spiel.
Und während der EVZ seine Powerplays ohne Zählbares verstreichen lässt, treffen die Gäste im allerersten Anlauf. Goalie Wolf ist nicht von Schuld freizusprechen, er hat freie Sicht.
EVZ-Headcoach Michael Liniger nimmt nach dem 0:3-Rückstand ein Time-out.
Bild: Philipp Schmidli/Keystone (Zug, 10. 10. 2025)
Eine Aufholjagd hätte der EV Zug im Schlussdrittel lancieren wollen, doch dieses Vorhaben erhält nach 37 Sekunden einen Dämpfer. Flügelstürmer Markus Granlund tanzt den für einmal indisponierten EVZ-Verteidiger David Sklenicka aus und lässt Goalie Wolf nicht den Hauch einer Chance. Trainer Michael Liniger zückt das Time-out und versucht Impulse zu setzen. Der EV Zug ist bemüht, mehr nicht. Er schafft in der 51. Minute durch Jan Kovar (Powerplay) den 1:3-Anschluss. Tomas Tatar vergibt danach eine Top-Chance. Es ist nicht der Abend des Topskorers, der wie alle anderen Leistungsträger deutlich unter ihrem Potenzial performen. Die Genfer ihrerseits zeigen sich kaltblütig und sorgen in der 55. Minute für den 4:1-Sieg.
Auch neben dem Eis muss der EV Zug eine Niederlage einstecken. Sportchef Reto Kläy beschäftigt sich seit Wochen intensiv um das Dossier von Sandro Schmid, dem heiss gehandelten Stürmer des HC Fribourg-Gottéron. Dem Vernehmen nach wird das begehrteste «Objekt» auf dem Schweizer Transfermarkt nächste Saison nicht in die Zentralschweiz wechseln. Der EV Zug, er muss derzeit in mehrerer Hinsicht Rückschläge verkraften.