Wie viele Spieler müssen Ende Saison die Koffer packen? Beim EV Zug kündigen sich delikate Entscheide an
Die Kaderplanung schreitet voran. Die Version 2026/27 soll jünger und dynamischer werden. Kommt es nur zu punktuellen Veränderungen oder wird ein radikaler Schnitt vollzogen?
29.10.2025, 17.37 Uhr
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Gerade als man beim EV Zug leise aufatmete, weil sich die personelle Situation mit dem Comeback von Dominik Schlumpf leicht zu entspannen schien, folgte der nächste Tiefschlag. Lino Martschini verdrehte sich im Spiel gegen die SCL Tigers das Knie. Am Mittwoch standen medizinische Untersuchungen an. Eine Diagnose ist ausstehend.
Der EV Zug hat seinen letzten Auftritt vor der Nationalmannschaftspause und reist am Donnerstag nach Genf. Derweil läuft die Personalplanung bei Sportchef Reto Kläy auf Hochtouren. Während einige Konkurrenten an der Schweizer Transferbörse die Muskeln spielen lassen, ist dem EV Zug der grosse Wurf bisher nicht gelungen. Offiziell vermeldet wurde bisher ein Zuzug:
Mit Rico Gredig vom HC Davos wechselt ein vielversprechendes und variabel einsetzbares Stürmertalent nach Zug. Bei sieben Spielern mit Schweizer Pass ist der Arbeitsort für die nächste Saison nach wie vor ungewiss. Demnächst wird viel Bewegung in diese Dossiers kommen. Tendenzen zeichnen sich ab.
EVZ-Sportchef Reto Kläy ist an der Transferfront gefordert.
Bild: Boris Bürgisser (Zug, 25. 8. 2025)
Torhüter: Wie heisst die Nummer zwei hinter Leonardo Genoni? In der Pole-Position befindet sich
Tim Wolf. Der 33-Jährige fühlt sich in Zug sehr wohl und würde gerne bleiben. Trotz wechselhafter Leistungen spricht für den Zürcher, dass er mit Genoni ein gut harmonierendes Duo bildet.
Zwar hat sich der Sportchef in dieser Sache noch nicht entschieden, doch Wolfs Erfolgsaussichten stehen gut, beim EVZ eine weitere Saison in Lohn und Brot zu stehen. Auch weil die Installierung eines Torhüters aus der eigenen Talentschmiede ein grosses Wagnis wäre, das die Verantwortlichen nicht eingehen wollen. Zwar wird U21-Goalie Matia Birchler, 18, National-League-Potenzial attestiert, doch der Schritt ins Oberhaus käme zu früh für ihn. Geprüft wird ein Wechsel ins Ausland. Infrage käme beispielsweise die kanadische Juniorenliga oder die zweithöchste Liga in Schweden.
Verteidigung: Es wäre das Traumszenario des EV Zug:
Raphael Diaz verlängert seinen Vertrag um ein Jahr. Die Leaderqualitäten des Routiniers sind nicht zu ersetzen. Doch ob der Wunsch tatsächlich in Erfüllung geht, steht in den Sternen. Der 39-Jährige plagt sich nach wie vor mit den Folgen einer Kopfverletzung herum. Mit einem Bekenntnis von Diaz ist so schnell nicht zu rechnen.
Dominik Schlumpf ist nach Martschini der dienstälteste Profi bei den Zugern. Er wird im März 35-jährig. Dem Vernehmen nach wird die Abwehr mit der Verpflichtung eines jungen Akteurs komplettiert, womit Schlumpfs Chancen auf eine Weiterbeschäftigung sinken.
Trotz Vertrag bis 2028 darf sich auch
Livio Stadler, 27, seiner Zukunft in Zug nicht sicher sein. Stadler zeigt sich gerade in Drucksituationen sehr fehleranfällig. Mit Dorian Moret drängt ein Talent in die Mannschaft, das in dieser Saison bei den Profis ins kalte Wasser geworfen wurde, aber einen sehr positiven Eindruck hinterlassen hat. Das macht die Ausgangslage für Stadler nicht einfacher. Zudem wird beim EV Zug eine Übernahme von Samuel Guerra (bis 2027 beim HC Lugano unter Vertrag) zum Thema.
Sturm: Weil Kläy nicht mit Jonas Taibel planen kann – Taibel wechselt von den Rapperswil-Jona Lakers zu Fribourg-Gottéron – ändert sich die Konstellation im Angriff. Als heikel kündigt sich der Entscheid bei
Mike Künzle an.
Nach dem Verbüssen seiner langen Sperre bekundete der 31-Jährige grosse Mühe, den Tritt zu finden. Legt er gerade noch rechtzeitig einen Steigerungslauf hin? Oder ist es nur ein temporäres Zwischenhoch? Jedenfalls zeigt seine Formkurve mit zuletzt sieben Skorerpunkten aus drei Spielen nach oben. Für Künzle spricht, dass er in der Offensive einer der wenigen Rechtsschützen ist. Der Zürcher ist gewillt, zu bleiben. Anderswo wird er mit einem ähnlich gut dotierten Vertrag keinen Unterschlupf finden.
Ein Rätsel ist
Fabrice Herzog, 30. Ihm wird eine vorbildliche Arbeitsmoral nachgesagt, doch der Flügelstürmer wird seiner Rolle als Leistungsträger nicht gerecht. Die Bilanz: 20 Spiele, 2 Tore, 0 Assists. Seine Minus-8-Bilanz ist die zweitschlechteste im Team. Zudem könnte bei einem Herzog-Abgang ein signifikantes Salär eingespart werden. Herzog
und Künzle – diesen Luxus wird sich der EV Zug in der nächsten Saison nicht mehr leisten.
Bei
Nando Eggenberger, 26, deuten die Zeichen auf Abschied. Einen wie ihn muss der EV Zug aus dem eigenen Regal ziehen können. Nachwuchsspieler Nik Petrovic, 20, wurde mit einem Profivertrag ausgestattet. Auch
Colin Lindemann, 20, dürfte sich nach einem neuen Arbeitgeber umschauen müssen. Die nächsten Wochen kündigen sich spannend an.