«Energiemässig etwas vom Besten»: Ein spielfreudiger EV Zug erarbeitet sich eine perfekte Ausgangslage fürs Achtelfinal-Rückspiel
Die Zuger zeigen eine starke Vorstellung und deklassieren ein schwaches Sparta Prag 6:0. Derweil ist klar, dass Stürmer Nando Eggenberger den Klub verlassen muss.
12.11.2025, 23.47 Uhr
Matchbericht
Ein schönes Polster erarbeiten im Hinspiel, so das Wunschszenario des EV Zug. Idealerweise mit ein paar Toren Abstand, damit im Rückspiel in einer Woche nichts mehr anbrennen kann. Leicht gesagt, souverän gelöst: Der EV Zug weist Sparta Prag, den Zweitplatzierten der tschechischen Meisterschaft, gleich mit 6:0 in die Schranken und schafft sich eine vorzügliche, ja gar perfekte Ausgangslage. Auch wenn Trainer Michael Liniger im Defensivverhalten gewisse Mängel benennt, ist er gerade was die Körpersprache betrifft, zufrieden: «Energiemässig war das etwas vom Besten, was ich in dieser Saison gesehen habe.»
Mike Künzle feiert seinen Treffer zum 3:0.
Bild: Claudio Thoma/Keystone (Zug, 12. 11. 2025)
Zug lässt nie Zweifel aufkommen und ist stets Herr der Lage. Die spielfreudigen Zuger finden ziemlich schnell Rezepte, um bei den Gästen für ratlose Gesichter zu sorgen. Das erste Drittel ist eine Demonstration: In den ersten 20 Minuten erteilt der EVZ Prag eine Lehrstunde in Sachen Effizienz. Sechs Torschüsse, vier Tore, ergibt eine sagenhafte Erfolgsquote von 67 Prozent. Wenn ein Trainer nach zwölf Minuten ein Timeout beanspruchen muss, ist das selten ein gutes Zeichen. Bei Headcoach Jaroslav Nedved ist dies nicht anders. Als er seine Spieler zur Brust nimmt, liegt Prag bereits 0:4 in Rückstand.
Hofmann: «Ich fühle mich toll»
Es ist bei weitem nicht unwiderstehlich, was Zug vor für Champions-League-Standards erfreuliche Zuschauerkulisse (4984) zeigt, aber eben wirkungsvoll. Die Entschlossenheit überrumpelt die Prager. Diese erholen sich nur mühselig vom Startschock. Wobei zu erwähnen ist, dass der EV Zug in der Verrichtung der Abwehrarbeit einen konsequenten Eindruck hinterlässt. Der Langzeitverletzte Lukas Bengtsson kehrt zurück. Er ist ein willkommener und wohltuender Stabilisator.
Und vorne wirbelt immer wieder Grégory Hofmann und versucht Lücken aufzureissen. Sein herrlicher Handgelenkschuss ins Lattenkreuz (5.) bricht den Bann. Der Stürmer macht einen äusserst agilen und zielstrebigen Eindruck. «Ich fühle mich toll, unsere Linie harmoniert sehr gut. Das hilft extrem», so Hofmann. In Überzahl legt Dominik Kubalik (9.) per Direktschuss nach. Mike Künzle (11.) und Colin Lindemann (12.) – für den jungen Stürmer ist es gleichbedeutend das erste Saisontor – sorgen für ein komfortables Zwischenresultat.
EVZ-Stürmer Daniel Vozenilek (rechts) hat gegen Sparta Prag sein Comeback gegeben.
Bild: Claudio Thoma/Keystone (Zug, 12. 11. 2025)
Die Zuger sind einen Schritt schneller und erobern durch konsequentes Nachsetzen reihenweise den Puck. In der 25. Minute erhöht David Sklenicka auf 5:0. Sparta Prag generiert kaum Gefahr. Die Tschechen wirken verunsichert und wenig inspiriert, zu einer Aufholjagd anzusetzen. Goalie Leonardo Genoni hat wenig zu tun, ist dennoch in seiner gewohnt ruhigen und selbstsicheren Art zur Stelle, wenn es ihn braucht.
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Das deutliche Verdikt gilt es insofern zu relativieren, weil bei Prag einige Top-Spieler fehlen. Gemessen an Skorerpunkten treten 6 (!) ihrer besten acht Stürmer die Reise in die Schweiz nicht an. «Wir hatten das auf dem Radar. Aber wir haben den Fokus ganz klar auf unser Spiel gelegt», sagt Liniger.
Beim EV Zug wird derzeit nicht nur auf dem Eis gearbeitet. Im Büro von Sportchef Reto Kläy laufen die Drähte heiss. Das Kader wird in den kommenden Wochen hinsichtlich der nächsten Saison noch Veränderungen erfahren. Klar ist: Stürmer Nando Eggenberger hat im EVZ keine Zukunft. Der auslaufende Vertrag wird nicht verlängert.
Neben Bengtsson gibt ein anderer Akteur sein Comeback: Daniel Vozenilek. Der Stürmer bringt Energie ins Spiel und ist an guten Aktionen beteiligt. Doch er muss frühzeitig die Segel streichen. Laut Liniger «eine Vorsichtsmassnahme». Es ist der einzige EVZ-Wermutstropfen an diesem Abend, der nicht hätte besser laufen können.