Was mir ehrlichgesagt beim aktuellen Team fehlt, ist die echte Identität.
Bei den beiden Meistertiteln unter Dan hat natürlich alles zusammengepasst. Das Trio an der Bande war perfekt, weil Dan ein grossartiger Taktiker war und Josh die Emotionen reinbrachte. Auch war er als langjähriger Spieler eine Identifikationsfigur. Die beiden haben den EVZ geprägt wie wenige andere, selbst wenn es nicht zum Titel gereicht hätte.
Aber man hatte stets das Gefühl, da auf dem Eis einem echten Stier zu begegnen, welcher durch die Jerseys repräsentiert wurde. Ein muskulöser Bulle der alles niedermäht, wenn er mal Fahrt aufgenommen hatte. Respektive in den meisten Spielen war von der ersten Sekunde an einfach der Teufel los auf dem Eis.
Die Emotionen sprangen von der Bande auf's Eis bis zum Publikum über und umgekehrt. Man hat einander immer unterstützt, jeder ging für jeden, es war absolut phantastisch. Und auch wenn es mal einen Abend lang überhaupt nicht lief, so war das Gefüge immernoch da.
Und plötzlich wurde alles anders.
Der Abgang von Josh war wahrscheinlich weitaus schlimmer als es hätte sein sollen. Man verlor ein Stück seiner Identität.
Als man sich mit Diaz nicht einig werden konnte, ging der nächste Faktor verloren. Einer der (damals) besten Verteidiger auf Schweizer Eis welcher die ganze Karriere beim gleichen Club spielte und man lässt ihn ziehen, weil man etwas knauserig war? Das war ein richtig richtig dummer Move. Seine Rückkehr versprüht keinerlei Magie.
Ich weiss auch bis heute nicht wieso man einen O'Neill und Abdelkader nicht behalten wollte. Beide brachten viele Emotionen und Härte auf's Eis und zudem immer 100% Einsatz. Insbesondere Brian hat mir hier sehr gefallen und ich fand seinen Abgang sehr schade.
Und heute sind wir an einem Punkt an welchem wir grosse Talente an andere Clubs verlieren, weil sie scheinbar keinen Bock haben, in Zug zu bleiben. Also stimmt da innerhalb der Kabine und bei der Identität etwas ganz und gar nicht.
Wieso kann Dominik Kubalik, der wahrscheinlich beste Torschütze der National League, in Zug nicht performen? Aber bei Ambri, einem Team aus dem Tabellenkeller, hat er jeden Abend abgeliefert. In Ambri ging es nie um Leistungskultur, Ambri hat eine Identität. Sie wissen ganz genau wer sie sind und was sie repräsentieren. Die Fans sind immer da und das Team ist immer für die Fans da. Das ist für mich schweizer Eishockey.
Ein Tatar, mit jahrelanger NHL Erfahrung, ist einer der komplettesten Spieler der Liga. Sein Impact tendiert aktuell gegen null, aber man sieht immerhin, dass er eigentlich will.
Martschini, letzte Saison mit Platz 11 der beste Schweizer Scorer, läuft unter "anwesend".
Bei Kovar dachte man erst, er hätte sein Tief überwunden. Scheinbar aber doch nicht. Liegt es an ihm, oder doch am Club?
Was wir aktuell brauchen, sind solche, die sich wirklich als Zuger Stiere sehen. Solche die vorangehen, mit vollem Einsatz. Das kann gerne ein Leuenberger sein - ein Arbeitstier, welcher viel zu wenig Anerkennung erhält. Oder jemand wie Lino muss sich endlich seiner Rolle bewusst werden. Nach Suri und Diaz ist er die grosse Figur im Kader. Hat nie wo anders gespielt und trägt Zug im Herzen. Zeig es uns. Werde zum Leader den wir brauchen. Zieh die anderen mit!
Ich sehe aktuell keinen Leader in dieser Mannschaft. Weder auf dem Eis noch an der Bande. Da ist keiner der für alle anderen durch's Feuer geht. Und wenn unsere Imports nicht sehen/spüren, dass sie bei einem echten Team sind, wo jeder für den anderen zu jedem Zeitpunkt 100% gibt - dann kann man das von ihnen auch nicht erwarten.
Aktuell erwarte ich eigentlich, dass unsere Ausländer noch mehr abbauen, weil da vom Kern des Teams nichts kommt. Und das Ganze fängt ja schon ganz oben an.
Strebel hat dem Club seine Identität geklaut, es geht nur noch um's OYM. Darum auch die Umbenennung zum wohl dämlichsten Stadionnamen der ganzen Liga. Dann hier rumtanzen für die Kantonalbank und zwingend das Stadion ausbauen.
Dass man die Herti damals hinter sich liess, ist grundsätzlich richtig. Aber da war Feuer drin. Und dieses muss man wieder entfachen, egal wie das Stadion heisst.
Josh ist in Davos glücklich, den wird man so schnell nicht zurückholen können - und ich bezweifle auch, dass er das wollen würde wenn man sich die Situation in Zug so ansieht.
Aber Suri täte dem Club unglaublich gut. Weil er brachte an jedem Tag das mit was aktuell an jeder Ecke fehlt: Leidenschaft.