Das Interregnum hat begonnen – das Joe Biden Syndrom durchzieht die Mannschaft
Die Zuger Meisterdynastie ist zu ende, der Neuaufbau beginnt, wir sind im Zeitalter des
Interregnums angelangt. Nimmt man NHL-Quellen ist der Begriff Meisterdynastie nicht
genau definiert, ich nehme mir aber das Recht den Begriff auf den EVZ der Jahre 2019 bis
2022 anzuwenden. Zwei Meisterschaften, zwei Qualifikationssiege, Punkterekord und ein
Cupsieg. Dazu noch eine weitere Finalteilnahme und eine abgesagte Saison 2020 (Playoffs
und Meisterkür) die einen weiteren Titel wegen höherer Gewalt ausschloss. Diese
Mannschaft ist endgültig Geschichte. Zuviel Spieler leiden unter dem Joe Biden Syndrom:
sie haben ihren Leistungszenit lange überschritten und erreichen kaum noch National
League Niveau. Und wie bei Joe Biden ist es schmerzvoll die einstigen Helden zu sehen, wie
sie noch wollen aber einfach nicht mehr können. Dieser Abbau ist der normale Lauf des
Lebens und betrifft jeden von uns. Zum Joe Biden Syndrom wird es erst wenn man diesen
Prozess nicht annimmt, ihn leugnet und einen verlorenen Kampf dagegen beginnt.
Ein gutes Beispiel ist Dario Simion, ein Held der Meisterjahre, eine Ikone, ein Schatten MVP.
Seinen Höhenpunkt hatte er 2022 mit 6 Toren allein im Playoff-Fine. Müsste man eine
Ikonische EVZ-Briefmarke drucken, so wie Forsbergs Olympia Penaltyschuss, mir würden
zwei Optionen in den Sinn kommen; Hofmanns Meisterschaftswinner zum 2-1 gegen
Genève 2021 oder eben Dario Simion als er am 22 Mai 2022 allein aufs leere ZSC-Tor
Richtung Zuger Kurve zuläuft, mit dem hilflosen Antipoden Denis Malgin im Schlepptau.
Der EVZ hatte ihn letzte Saison folgerichtig abgegeben. Ich denke Simion weiss es auch
dass seine beste Zeit vorbei ist, ob er es wahrhaben will, ist ein anderes Thema. Als er am
Freitag Genoni aus dem Spiel checkte, kam mir genau dieser Gedanke: ich habe die Szene
etwa 20-mal angesehen, Simion will ausweichen, macht aber zuwenig dafür, er lässt es
schlussendlich geschehen. Das war sicher keine Absicht, aber ganz schuldlos ist er nicht.
Er hätte mehr tun können, um den Frontalaufprall zu vermeiden, er liess es aber
geschehen, oder sein Unterbewusstsein liess es geschehen. Der Jurist würde von
Eventualvorsatz reden. Genoni ist ein Symbol der erfolgreichen Zeiten, die sind vorbei für
Dario, scheinbar hat er es noch nicht angenommen, genau so wie Joe Biden nie den
Machtverlust angenommen hat und irrational und egoistisch wurde.
Eine andere Baustelle wurde am Wochenende wieder deutlich, und das ist keine neue
Erkenntnis und pures Selbstverschulden. Nachdem Tim Wolf letzte Saison 6 Spiele für Zug
verloren hatte, ist es jetzt wieder zweimal passiert. Sowohl das dritte Gegentor gegen
Lugano als auch mindestens zwei der ersten drei Gegentore in Lausanne bekommt ein
National League tauglicher Torhüter nicht. Dazu gehört Tim Wolf nicht mehr. Wenigstens
wurde da für nächste Saison gehandelt. Dass der EVZ in Lausanne 30 Minuten starkaufspielt und dann nach dem ersten Gegentor zusammenbricht, wie ein morsches Gebälk
ist eine andere Baustelle und hat nichts mehr mit Tim Wolf zu tun.
Die EVZ-Führung und speziell ihr Sportchef Kläy sind klug, sie haben den Joe Biden Effekt
im Team erkannt und beginnen mit dem Neuaufbau. Ich möchte da nur zwei Spieler
nennen die Sichtbar auf Bidens Spuren wandeln, Fabrice Herzog und Jan Kovar. Beim
einten hat man scheinbar schon reagiert. Die Jungen die Nachkommen sind
vielversprechend: Antenen, Daron, Petrovic, Gredig, Schneller, Balestra, Moret, Wey aber
auch ein etablierter wie Egli. Croce ist, gemäss Gewährsleuten, der beste Torhüter der
Swiss League und hat einen Anteil daran, dass Thurgau Tabellenführer ist.
Doch bis eine neue Dynastie entstanden ist braucht es Zeit. Ob Trainer Neuling Liniger der
richtige Führer dafür ist, weiss ich nicht. Ich weiss aber etwas anderes ziemlich sicher:
kann eine Tabelle dem Trainer gefährlich werden? Ja, eine Tabelle kann jedem Trainer
gefährlich werden, selbst den etabliertesten und erfolgreichsten. Zug hat jetzt 4-mal
hintereinander verloren, Jungtrainer Liniger tut gut daran die Tabelle im Auge zu behalten
und es wäre besser für ihn permanent unter den ersten sechs zu sein. Auch im Interregnum
gelten die ewigen Gesetze.