2G statt 3G: Deshalb befürwortet EVZ-Geschäftsführer Lengwiler die «fanfreundlichere» Variante
Erhalten ungeimpfte EVZ-Saisonkartenbesitzer ihr Geld zurück? Geschäftsführer Patrick Lengwiler äussert sich über die 2G-Regel und befürchtet Geisterspiele.
So einig wie selten haben sich am Dienstag in einer Videokonferenz alle Klubs der beiden höchsten Schweizer Eishockey-Ligen für die 2G-Regel ausgesprochen. Nur noch Geimpfte oder Genesene dürfen in die Hockey-Arenen – ein Novum.
Der Entscheid sorgt in der breiten Öffentlichkeit für Zustimmung, ruft aber auch Kritiker auf den Plan.
Die Fronten zwischen Geimpften und Ungeimpften sind verhärtet. Nun wird eine Minderheit – die Ungeimpften – aus den Stadien verbannt. Ist Ihnen wohl dabei?
Lengwiler: Mir tut es leid für diese Gruppe und ich verstehe die Enttäuschung, den Frust zu hundert Prozent. Doch ich möchte klar festhalten: Niemand hat sich dieses Szenario gewünscht. Der EV Zug schliesst keinen Fan grundlos aus.
Sie hatten die Optionen 3G und 2G. Eine Wahl zwischen Not und Elend?
Ja. Die deutliche Mehrheit der Menschen ist geimpft oder genesen. Die Zahl der Getesteten ist gering. Warum soll sich die Mehrheit der Minderheit beugen? Ich spreche wohl für alle Klubs, wenn ich sage: Die 2G-Regel ist die fanfreundlichere der beiden Varianten.
Warum haben Sie das 3G-Prinzip verworfen?
Die Auflagen für eine Durchführung eines 3G-Anlasses sind sehr einschneidend. Die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes müssten das Masketragen von 7000 Fans überwachen. Zudem hätten wir für die 2300 Stehplätze im Bereich der Konsumation keine Lösung anbieten können. Eine Sitzplatzpflicht für Konsumation hätte zur Folge, dass man weder das Bier noch die Wurst im Stehen zu sich nehmen darf. Wie hätten wir das kontrollieren können? Wir hätten alle Verpflegungsstände schliessen müssen, was für niemand toll gewesen wäre.
Sind es wirtschaftliche Gründe, weshalb sich die Klubs für 2G entschieden?
Nein. Wir können eine sitzende Konsumation für unsere Stehplatzbesucher schlicht und einfach nicht umsetzen. Wirtschaftlich sind wir auch mit der 2G-Regel weit vom Normalzustand entfernt.
Obwohl das Risiko, sich mit Corona zu infizieren, bei genesenen und geimpften Personen deutlich vermindert ist, können auch sie das Virus übertragen. Die Stadionbesucher wiegen sich somit in falscher Sicherheit.
Wir haben eine Empfehlung zum Tragen der Maske abgegeben. Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Maskenpflicht von den Behörden verordnet wird.
Ungeimpfte Saisonkartenbesitzer fühlen sich verschaukelt und bezeichnen den Ausschluss als «Schlag ins Gesicht», weil sie in der letzten Saison dem EVZ die Treue gehalten und auf eine Rückerstattung ihres Abonnements verzichtet haben.
Der Ärger ist verständlich. Aber alle haben die Möglichkeit, sich kostenlos impfen zu lassen. Wir werden aber Abklärungen treffen, inwiefern von unserer Seite für Nicht-2G-Personen eine Rückerstattung notwendig wäre. Hierfür benötigt es einen Nachweis, doch wie soll der Fan diesen erbringen? Ohne Nachweis würden wir Tür und Tore öffnen, für diejenigen, die Geld zurückverlangen wollen, weil sie aus irgendeinem Grund ein Spiel verpasst haben.
Apropos Impfstatus: Alle Ihrer 120 festangestellten Mitarbeiter erfüllen die 2G-Regel. Ist sie künftig beim Bewerbungsverfahren ein Grund für eine Anstellung?
Gute Frage. Die Diskussion ist heikel und wir haben die Thematik intern noch nicht debattiert. Es gibt Aufgaben im Bereich Marketing, die auch von zu Hause aus ausgeführt werden können. Aber in der Gastronomie kann der Küchenchef oder unser Torhüter seine Pflichten nicht im Homeoffice erledigen. Hier muss man differenzieren.
Die Zahl der hospitalisierten Personen steigt auf einem hohen Niveau, eine Trendwende ist nicht in Sicht. In Holland und teilweise in Deutschland herrscht auf den Zuschauertribünen bei Sportveranstaltungen gähnende Leere. Fürchten Sie Geisterspiele?
Ja, leider. Auch wenn es das unbedingt zu vermeiden gilt. Wir sind alle coronamüde. Deshalb habe ich grosse Mühe mit gewissen Argumenten aus der Gruppe der Impfgegner. Wir können erst wieder zur Normalität zurückkehren, wenn das Gesundheitswesen entlastet ist. Ich habe teilweise den Eindruck, dass jede und jeder in der Schweiz ein Gesundheitsexperte ist und weiss, wie dieser Pandemie ein Ende gesetzt werden kann. Ich stütze mich lieber auf die Behörden und Fakten.