Lasst doch Raphi Diaz in Ruhe und den EV Zug in Ruhe. Beide haben nach reiflichen Überlegungen ihre Zusammenarbeit beendet. Und beide haben für sich die richtige Entscheidung getroffen. Glückwunsch an beide!
GLÜCKWUNSCH AN RAPHI, da er einen Verein gefunden hat, der seine Vorstellungen erfüllt hat: Einen 4-Jahresvertrag im Alter von 35 Jahren (!). Konkret heisst es, dass er im Verlaufe der 4 Saisons 36, 37, 38 und 39 sein wird. Falls jemand Beispiele eines Schweizer Verteidigers hat, der im Alter von 35 Jahren oder älter einen Vierjahresvertag oder länger unterschreiben konnte, bitte melden. Vielen Dank.
Als besten Spielervergleich bezüglich Position, Spielertyp, Position im Verein und Stellenwert im Schweizer Eishockey erachte ich immer noch Mathias Seger. Hier seine Statistik ab der Saison als er 35 war bis zu seinem Karrierenende (nur Regular Season):
35 (2012/13): 50 Spiele | 9 Tore | 23 Assists | 32 Punkte (plus Captain der SUI an der WM)
36 (2013/14): 45 Spiele | 5 Tore | 14 Assists | 19 Punkte (plus Captain der SUI an der WM und Olympia)
37 (2014/15): 42 Spiele | 1 Tor | 14 Assists | 15 Punkte
38 (2015/16): 50 Spiele | 4 Tore | 12 Assists | 16 Punkte
39 (2016/17): 47 Spiele | 1 Tor | 9 Assists | 10 Punkte
40 (2017/18): 29 Spiele | 0 Tore | 7 Assists | 7 Punkte
2012 hatte Seger einen 3-Jahresvertrag unterschrieben (35, 36, 37), danach waren es jeweils immer Einjahresverträge.
Analog zur Situation von Diaz wäre es, wenn der ZSC Seger eine Saison später, also nach der Saison im Alter von 35 drei Jahre (36, 37, 38) plus eine komische Option (Meistertitel (!)) auf eine vierte Saison (39) gegeben hätte.
Klar sind alle Spieler verschieden, aber hier sieht man ein Beispiel, dass ein Risiko besteht, wenn man einem Spieler im Alter von 35 einen gut dotierten längerfristigen Vertrag anbietet. Im Fall von Diaz wären es über 3 Saisons trotz 30% Reduktion immer noch über CHF 500'000 gewesen. Quellen zufolge CHF 525'000 um genau zu sein. Über 3 Saisons gesehen also ca. CHF 1.5 Millionen. Dass Fribourg mit einem höheren jährlichen Salär plus einem zusätzlichen Jahr gelockt hat, ist klar. Über die Höhe gehen die Meinungen leicht auseinander, aber von einer Gesamtentlöhnung von CHF 2.25 bis 2.75 Millionen ist die Rede. Dass sich Diaz trotz seiner bisherigen Karriereeinnahmen über diese zusätzliche Million "blenden" lässt: Auch hier gehen die Meinungen auseinander und jeder kann sich selber denken, was er will. Dass er sich schlussendlich für Fribourg entschieden hat und immer wieder betont, dass er beim 5-Jahresvertrag mit dem EV Zug nach der Rückkehr aus der NHL viel Geld liegen gelassen hat, lässt nicht nur vermuten, dass es am Ende des Tages um das liebe Geld ging: Es ist doch selbstverständlich, dass es bei einem Spitzensportler mit einer begrenzten Karrierenzeit auch um Geld geht! Zudem: Wenn Spitzensportler über fehlende Wertschätzung reden, dann ist das Thema Geld nicht weit weg.
Sport ist schon lange nicht mehr nur Sport, es ist ein Business (leider) mit austauschbarer Ware – auch wenn das nicht alle wahrhaben wollen –, so auch in diesem Fall. Deshalb:
GLÜCKWUNSCH AN RETO KLÄY UND DEN EV ZUG, die eine klare, langfristige Strategie verfolgen, wobei das TEAM dabei im Zentrum steht. GM’s in der NHL sagen immer wieder, dass das Schwierigste sei sich von verdienstvollen Spielern zu trennen und der grösste potentielle Fehler sei Spieler für vergangene Verdienste mit (zu langen und zu gut dotierten) Vertragsverlängerungen zu belohnen.
Dem EV Zug, insbesondere Präsident Hans-Peter Strebel, fiel diese Entscheidung bestimmt nicht leicht. Aber das TEAM stand und steht bei Sportchef Reto Kläy immer im Vordergrund und deshalb ist auch die vom Diaz-Camp vorgeschlagene Option (falls Schweizermeister, dann kommt die Option eines vierten Jahres zum Tragen) völlig absurd und so weit ich weiss noch nie angewandt worden.
Dass Sportchef Kläy flexibel ist und langfristig denkt, zeigt, dass er auf die Entwicklung souverän reagiert hat und mit Reto Suri den nächsten Captain zurückgeholt plus Schweizer auf den Flügelpositionen aufgestockt hat: Mit Hofmann – Simion, Herzog – Zehnder, Suri – Martschini, Bachofner plus evtl. Senteler und/oder Leuenberger, die ich aber eher auf der 3C und 4C Position sehe, hat er die Flügelpostionen stark besetzt (sorry Carl, auch wenn dein Spielertyp vermisst wird. Diesen Spielertyp holt Kläy auf der 2C oder 3C Position.), damit er neben Kovar einen zweiten und evtl. dritten ausländischen Center und/oder einen oder zwei ausländische Verteidiger holen kann. Super flexibel. Falls Sven Bärtschi noch kommen sollte, dann wäre man auch bei einem Weggang von Hofmann in die NHL noch sehr flexibel. Der EV Zug ist also top aufgestellt und wird in den nächsten Jahren auch ohne Diaz zu den Spitzenteams gehören.
Lasst uns nun doch alle nach vorne schauen und diese Saison mit Diaz noch geniessen. Falls wir Schweizermeister werden: Super cool! Wenn wir in den nächsten Jahren ohne Diaz Meister werden, laden wir ihn dann einfach an die Meisterfeier nach Zug ein.