EVZ vergibt Stadion-Namen neu: Gibt es bald die Nikolajsen-Arena?
Wenn bei EVZ-Heimspielen der Speaker ein ausverkauftes Stadion meldet, dann quittieren manche Stehplatzfans das mit dem Sprechchor «Hertistadion – Hertistadion!». Es ist ein Ausdruck der Nostalgie. Denn das Zuger Eisstadion heisst seit der Inbetriebnahme des Neubaus 2010 nicht mehr so, sondern Bossard-Arena. Das könnte sich ab nächstem Sommer ändern, da der Vertrag über die Namensrechte mit dem traditionsreichen Schraubenhändler aus Zug ausläuft.
2,75 Millionen Franken hat das Unternehmen Bossard dafür bezahlt, dass man seinen Namen in einem Atemzug mit dem Eisstadion nennt. Üblicherweise sind die finanziellen Details eines Sponsorings streng geheim. Das ist in diesem Fall anders, weil das Stadion der Stadt Zug und damit der Öffentlichkeit gehört.
Das wird auch im Falle der Umsetzung der Stadionausbaupläne des EVZ so bleiben. Die Rechte an der Verpachtung des Namens hat der Klub der Stadt aber abgekauft: Für 150'000 Franken pro Jahr, geht aus der Partnerschaftsvereinbarunghervor. Dieser Betrag fällt an, unabhängig davon, wie viel der EVZ mit dem Namenssponsoring einnehmen wird. Die Einkünfte müssen also deutlich grösser sein, damit es für das Sportunternehmen ein Geschäft ist. Dass der künftige Namenspatron deutlich mehr zahlen muss, als es die Firma Bossard seit 2020 tut (50'000 Franken jährlich), steht für den EVZ ausser Frage, zumal damit die Stadionerweiterung mitfinanziert werden soll.
Diese veranschlagen die Verantwortlichen mit 50 Millionen Franken. Die Finanzierung soll folgendermassen gesichert werden: durch ein Darlehen des Kantons Zug in der Höhe von 35 Millionen Franken – erste Lesung im Kantonsrat voraussichtlich am 30. Januar –, ein Darlehen des Verwaltungsratspräsidenten Hans-Peter Strebel über 10 Millionen Franken sowie 5 Millionen Franken aus dem eigenen Betrieb. Das heisst: auch durch Sponsoringeinnahmen wie dem Stadionnamen.
Entscheid soll im April fallen
Der Entscheid über die Namensvergabe soll mit Abschluss der Saison Ende April fallen, sagt EVZ-Geschäftsführer Patrick Lengwiler. Ihm zufolge laufen Gespräche mit mehreren Interessenten, einer davon ist der aktuelle Namensgeber, die Bossard Group. Die Neuvergabe ist nicht nur eine Chance, sondern birgt auch die Gefahr, bestehende oder potenzielle Sponsoren durch die Ablehnung vor den Kopf zu stossen. Lengwiler spricht daher von einem «delikaten Thema». So will man es sich beispielsweise kaum mit der in Stadt und Kanton Zug bestens vernetzten und äusserst einflussreichen Familie Bossard verscherzen.
Neben den eingesessenen Firmen gibt es im vermögensfreundlichen Zug genügend Privatpersonen, die sich mit dem Erwerb der Namensrechte ein exklusives Denkmal setzen könnten. Sofern der dafür nötige Geltungsdrang gegeben ist, versteht sich. Hält Patrick Lengwiler es für vorstellbar, dass das Stadion zum Beispiel «Nikolajsen-Arena» heissen wird? Er lacht und sagt diplomatisch: «Ich will grundsätzlich nichts ausschliessen, mit Herrn Nikolajsen haben wir aber keine Gespräche geführt. Wir werden uns sicher für eine Firma entscheiden, die einen Bezug zu Zug hat. Ein ‹Emirates Stadium› zum Beispiel passt nicht», sagt der EVZ-Geschäftsführer mit Bezug auf das Fussballstadion des FC Arsenal in London, das nach der in Dubai ansässigen Fluggesellschaft benannt ist.
Politik hat Vetorecht
Den Namen muss der EVZ übrigens von der Stadt absegnen lassen. Gemäss der Partnerschaftsvereinbarung hat diese ein Vetorecht, das sie innerhalb von sechzig Tagen nach Mitteilung des Klubs wahrnehmen muss. Die Politik dürfte den Namensgeber allerdings nur «aus wichtigem Grund» ablehnen. Was das ist, wäre wohl Gegenstand interessanter Diskussionen im Parlament. Genauso wie die Feststellung in erwähnter Vereinbarung, dass der Namensgeber «über eine gute Reputation» verfügen müsse. Interessant: Wenn aus Sicht des EVZ keine «wichtigen Gründe» für eine Ablehnung vorliegen, dann fällt der Betrag, den die Stadt Zug für die Abtretung der Vermarktung erhält, geringer aus als 150'000 Franken, nämlich jährlich um 50'000 Franken. Dieses Vetorecht macht den Anschein eines Papiertigers.
Die ZSC Lions gelten als einziges Eishockeyunternehmen hierzulande, das für die Namensrechte einen siebenstelligen Betrag jährlich erhält. Kann man das auch in Zug verlangen? Patrick Lengwiler beantwortet diese Frage nicht mit Ja oder Nein. Eine fixe Zahl gebe es nicht, aber eine Vorstellung. Diese sei das Resultat einer Bewertung, die man in Auftrag gegeben habe. Klar ist, dass der EVZ den Stadionnamen für einen langen Zeitraum vergeben will. «Das liegt auch im Interesse des Sponsors», ist Lengwiler überzeugt, «denn ein häufig wechselnder Stadionname hat keine Wirkung auf die Öffentlichkeit.» Er nennt als positives Beispiel das Stadion des FC Bayern München. Dieses trägt seit der Eröffnung vor bald zwanzig Jahren den Namen Allianz-Arena.
Die Chance, dass in Zug in jedem Fall weiterhin von der Bossard-Arena die Rede sein wird, ist gross. Denn der kollektive Sprachgebrauch lässt sich nur schwer durch Marketingstrategien steuern – siehe beziehungsweise höre den Sprechchor «Hertistadion – Hertistadion!».