Unterkühlte Atmosphäre in der Bossard-Arena: Von den Fans des EV Zug kommen kaum Impulse – was sagen die Spieler?
Beim EVZ-Heimspiel gegen den EHC Kloten klafften auf der Tribüne grosse Lücken, die Stimmung war mau. Das bleibt im Team nicht unbemerkt.
Vier Siege in Folge: Der EV Zug hat nach einem missratenen Start ins neue Jahr (2:5 gegen die Rapperswil-Jona Lakers) Fahrt aufgenommen. Das Team hat sich mittlerweile einen komfortablen Vorsprung auf einen Nicht-Playoff-Rang erarbeitet und darf in der Tabelle nach oben schielen. Doch die ansteigende Formkurve beim EV Zug scheint weder mit einem grösseren Fanaufmarsch noch mit dem Stimmungsbarometer in der Bossard-Arena zu korrelieren. Der Funke ist noch nicht aufs Publikum übergesprungen. Das zeigte die Partie am Mittwoch gegen Klotenaugenscheinlich.
Bei den Sitzplatz-Sektoren waren etliche leere Plätze auszumachen. Auch auf der Stehrampe klafften beträchtliche, in der bisherigen Saison noch nie in dieser Grösse da gewesene Lücken – ausgenommen beim Heimspiel gegen die Rapperswil-Jona Lakers am 21. November, als heftiger Schneefall zu einem Verkehrschaos geführt hat.
Die geringe Besucherzahl am Mittwoch gegen Kloten hatte Auswirkungen auf die Atmosphäre im Stadionrund. Die akustische Unterstützung war analog den Temperaturen draussen eisig.
Trainer Tangnes bringt Verständnis auf
7039 Zuschauende wurden offiziell vermeldet. Inoffiziell sollen es knapp 5000 gewesen sein. Inoffiziell? Beim Schweizer Hockeyverband herrscht die gängige Praxis, dass bei der offiziell kommunizierten Zuschauerzahl alle verkauften Saisonkarten miteingerechnet werden – auch wenn nicht jeder Saisonabobesitzer anwesend ist. Die bekannt gegebene Zuschauerzahl entspricht also nicht der effektiven Anzahl Personen, die sich tatsächlich im Stadion befinden. Eine Mogelpackung. Den EVZ trifft keine Schuld. Die Klubs sind von Verbandsseite dazu verpflichtet, den Wert zu frisieren und eine «falsche» Zuschauerzahl zu publizieren.
Beim Spiel gegen den EHC Kloten wäre dem EVZ gerade wegen des abflachenden Spielflusses im Mittelabschnitt ein Motivationsschub von der Tribüne aus zuträglich gewesen. Richtig aufgeweckt wurde das Publikum erst beim Siegtor 59 Sekunden vor Ende durch Verteidiger Ludvig Johnson.
Die bescheidene Atmosphäre fiel auch den EVZ-Spielern auf. Wie haben sie die Stimmung wahrgenommen? «Gefährliche Frage», sagte Stürmer Sven Leuenberger gleich im Anschluss ans Spiel. Der Center gab sich in seinen Aussagen diplomatisch. Wohlwissend, dass die Mannschaft auch künftig auf die Unterstützung der Anhänger zählen will. «Das Publikum ist ein Mehrwert für uns. Wir müssen aber auch selbst einen Weg finden, um Emotionen zu kreieren, ob auswärts oder daheim. Um unsere Fans mache ich mir keine Sorgen.» Leuenberger nimmt das Team in die Pflicht: «Im zweiten Drittel ist unser Energielevel gesunken, wir haben zu kompliziert gespielt. Unser Zwischentief war bestimmt nicht förderlich für den Fan-Support. Da müssen wir uns auch an der eigenen Nase nehmen.»
Flügelflitzer Lino Martschini äussert sich so: «Wir haben mit dem schlechten Auftritt gegen die Rapperswil-Jona Lakers viele Leute enttäuscht. Das hat Skepsis und Ärger ausgelöst. Wir können das beeinflussen, was in unserer Macht steht. Das ist unsere Leistung.»
Und was sagt Trainer Dan Tangnes? Er betont die Bedeutsamkeit des Zusammenspiels zwischen Publikum und Mannschaft: «Wir sind auf dem richtigen Weg. Ich denke, die Fans spüren das. Es ist nachvollziehbar, dass sie nicht bei allen 26 Heimspielen in Euphorie ausbrechen und ihre Lunge aus dem Leib schreien.» Man müsse es akzeptieren, dass die Stimmung nicht jeden Abend gleich gut sei.
Ein Grund, weshalb viele Besitzerinnen und Besitzer einer Saisonkarte das beheizte Zuhause dem Stadionbesuch vorzogen, dürfte auch mit dem Wochentag zusammenhängen. Der Mittwoch ist in der Regel kein Eishockey-Spieltag. Bereits vergangene Woche trug der EVZ an einem Mittwoch ein Heimspiel aus. Gerade unter der Woche macht sich ein Stimmungsabfall bemerkbar. Eine Beobachtung, die sich auch in anderen Stadien machen lässt.
«Berner Wochenende» wartet auf den EV Zug
Mit gleich 13 Spielen im Januar kommt der EVZ-Fan definitiv nicht zu kurz. Ein Faktor, der die Fan-Ermüdung beschleunigt. Die lange Qualifikationsphase (52 Runden) empfinden selbst Hockey-Enthusiasten bisweilen als anstrengend, es nistet sich eine Sättigung ein. Der Besuch eines Hockeyspiels, für jeden Fan grundsätzlich ein Genuss, erzeugt irgendwann einen Überdruss. Sowieso sind es primär die Playoff-Spiele, welche die Fans elektrisieren. Die Bossard-Arena war noch nie massgebend, was die höchsten Dezibelwerte in den Schweizer Eishockey-Stadien betrifft. Trainer Tangnes sagt: «Wir versuchen, uns auf unser Spiel zu fokussieren. Ich denke, die Fans honorieren, wenn wir alles geben. Ich hoffe, dass nächstes Mal wieder mehr Personen den Weg ins Stadion finden.»
Ganz bestimmt mehr Publikum wird am Freitagabend in der Postfinance-Arena erwartet, im grössten Eishockey-Stadion der Schweiz. Dann geht es für den EV Zug gegen den zweitplatzierten SC Bern zur Sache. Das nächste Heimspiel für die Zuger findet am Samstag gegen die SCL Tigers statt. Ob dann die Bossard-Arena wieder mit mehr Leben gefüllt sein wird?