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Als sich letztmals am 11. Januar Ambri und Zug in der Gottardo-Arena duellierten, war ein Zuschauer aufgrund einer Schiedsrichter-Entscheidung derart erbost, dass er sich eines Schuhs entledigte, hinter der EVZ-Spielerbank wütend gegen das Plexiglas polterte und mit einem 100-Franken-Geldschein wedelte. Auch diesmal standen die Referees häufiger im Fokus, als ihnen lieb war. Es gab einige strittige Entscheide, bei denen die Schiedsrichter eine unglückliche Figur machten und den Zorn der heissblütigen Tifosi auf sich zogen.
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Auch Trainer Luca Cereda verschaffte seinem Ärger immer wieder Luft. Sinnbildlich für den Frust der Tessiner warf der Ex-Zuger Dario Bürgler in der zweiten Pause beim Gang in die Garderobe wutentbrannt eine Trinkflasche zu Boden. «In Ambri ist es immer schwierig mit diesem leidenschaftlichen Publikum. Die Fans stehen wie eine Wand hinter ihrem Team. Wir mussten kühlen Kopf bewahren. Das ist uns recht gut gelungen», resümierte Lino Martschini.
Bitter enttäuscht: Ambri-Stürmer Dario Bürgler.
Bild: Alessandro Crinari / Keystone (Ambri, 4. November 2022)
Kovar verzichtet auf Nati-Reise
Das Kräftemessen zwischen dem HC Ambri-Piotta und dem EV Zug war intensiv, emotionsgeladen, torreich und endete aus Ambri-Sicht mit einer 3:7-Niederlage – die siebte en suite. Trotzdem spendete der Anhang der Mannschaft lauten und aufmunternden Applaus: «Wir sind nicht gut gestartet und haben dann einen Steigerungslauf hingelegt. Dieser Erfolg wird uns noch mehr Drive geben», bilanzierte Zugs Trainer Dan Tangnes nach dem dritten Sieg in Serie.
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Beim EV Zug stach vor allem ein Akteur heraus – Puckkünstler Jan Kovar. In den letzten Wochen war der Topskorer einer der wenigen Spieler, die volle Betriebstemperatur erreichten. Gegen Ambri schenkte der Center seinem Team Skorerpunkte à discretion mit zwei Toren und drei Assists und stellte damit im EVZ-Dress einen persönlichen Rekord auf. Der Captain geht beim Titelverteidiger in nicht einfachen Zeiten voran. Tangnes’ Lobgesang tönte so:
«Es freut mich sehr, dass sein unermüdlicher Einsatz mit Skorerpunkten belohnt wurde. Er übernimmt täglich Verantwortung, das zeichnet einen Captain aus.»
Kovar: «Meine Bilanz ist Nebensache»
Dem Umstand begründet, dass der 32-Jährige mit starken Schmerzen spielt, ist die Leistung noch stärker zu gewichten. Kovar gab sich nach dem Spiel gewohnt bescheiden: «Meine Bilanz ist Nebensache. Für mich zählt nur der Sieg.» Um die Blessur auszukurieren, wird der Zuger im Gegensatz zu den tschechischen Ambri-Spieler Michael Spacek und Filip Chlapik auf einen Einsatz mit der tschechischen Nationalmannschaft, die nächste Woche in Turku unter anderem gegen die Schweiz spielt, verzichten.
In der Offensive lief es dem EV Zug teilweise wie geschmiert, doch die Verteidigung bleibt die Achillesferse wie so oft in den vergangenen Wochen. Zug war in vielen Situationen schlecht organisiert und verteidigte teilweise dilettantisch. «Wir wissen, dass wir defensiv viel Luft nach oben haben. Daran gilt es zu arbeiten», so Tangnes.
Martschini unterschreibt demnächst neuen Vertrag
Die Tessiner hatten beim Zehn-Tore-Spektakel mit schönen Kombinationen einen wesentlichen Anteil. Nach der 3:2-Führung in der 26. Minute hatten sie das Momentum auf ihrer Seite. Doch Doppeltorschütze Dario Simion glich 55 Sekunden später aus. Danach stand das Spiel lange auf der Kippe. Zum Schluss schenkte Zug dem Heimteam drei Tore in den letzten zehn Minuten ein. Dass die Leventiner seit sage und schreibe über 43 Minuten und dem 8. Oktober wieder mal im Powerplay reüssierten, interessierte niemanden. «Wir sind noch weit davon entfernt, perfekt zu spielen. Doch ich bin guter Dinge. Der Auftritt war ein Schritt in die richtige Richtung», meinte Tangnes.
Martschini, dessen Vertrag im Frühling ausläuft,
hat vor rund zwei Monaten gegenüber dieser Zeitung verlauten lassen, dass er gerne beim EV Zug verlängern würde: «Zug ist mein Zuhause.» Nun hat der Flügel und Assistenzcaptain eine frohe Kunde: Auf die Frage, ob er optimistisch sei, in der Natipause den ihm von seinem Arbeitgeber offerierten neuen Vertrag zu unterschreiben, schmunzelt der 29-Jährige und sagt: «Ja!»