«Den finalen Entscheid treffe ich»: Michael Liniger über sein temporäres Abenteuer als EVZ-Chef
Assistent Michael Liniger wird nächste Saison neuer Headcoach des EV Zug. Erst einmal vertritt er aber den verletzten Cheftrainer Dan Tangnes. Er spricht über die Aufgabe und über die Formkrise von Stürmer Daniel Vozenilek.
Dan Tangnes musste die Notbremse ziehen. Die Rückenbeschwerden waren bisweilen kaum auszuhalten und somit eine Operation unvermeidbar. Am Freitag konnte der EVZ-Trainer das Spital verlassen. «Mir geht es den Umständen entsprechend gut», lässt er ausrichten. Im Best-Case-Szenario wird er am 21. Februar gegen Biel wieder an der Bande stehen. Bis es so weit ist, springt Assistenztrainer Michael Liniger ein. Unsere Zeitung hat vor dem Auswärtsspiel am Dienstagabend beim HC Davos Linigers Puls gefühlt.
Sie haben beim EV Zug temporär das Sagen. Wie fühlt sich das an?
Michael Liniger: Es ist ein gutes Gefühl. Ich spüre das hundertprozentige Vertrauen von Dan. Intern ist es für uns aber keine grosse Sache. Alles läuft ruhig und unaufgeregt ab. Klar ist die Situation speziell, aber wir haben während der Saison ein solides Fundament aufgebaut, weshalb keine Hektik aufkommt. Wir harmonieren im Coaching-Staff bestens. Reto Suri konnte Inputs ins Team bringen und hat auch Teile der Trainings geleitet.
Ist es für Sie ein Testlauf für das, was nächste Saison als EVZ-Headcoach auf Sie zukommt?
Nein. Bis es so weit ist, vergehen noch viele Tage. Auch wenn Dan momentan nicht immer präsent sein kann, ist er nach wie vor der Kopf des Teams.
Gegen den HC Davos laufen erstmals alle Fäden bei Ihnen zusammen. Nervosität, Anspannung oder Vorfreude: Welche Gefühlsregungen herrschen vor?
Die Vorfreude ist gross. Mit der temporären Funktion als Cheftrainer öffnet sich für mich keine neue Welt. Ich übte diesen Job bereits bei den GCK Lions in der Swiss League aus. Klar ist es ein anderes Level, aber die Aufgaben sind dieselben.
Worauf haben Sie den Fokus in den Trainings während der Nationalmannschaftspause gelegt?
Die Aktivierung der Spielfreude stand über allem. Wir hatten aufgrund diverser Abwesenheiten nicht so viele Spieler zur Verfügung, weshalb taktische Elemente nur bedingt ein Thema waren. Wir haben viele Wettkämpfe ausgetragen, um im Kampfmodus zu bleiben.
Sie stehen im täglichen Austausch mit Dan Tangnes. Machen Sie die Aufstellung gegen Davos mit ihm gemeinsam oder obliegt die Entscheidung bei Ihnen?
Den finalen Entscheid treffe ich. Dan ist jedoch über alles informiert. Ich werde das Rad nun nicht neu erfinden. Es wird keinen Stilwechsel oder anderweitige radikale Änderungen geben. Ich teile ihm meine Beobachtungen aus den Trainings mit, die ich auch in den Entscheidungsprozess für das Line-up miteinfliessen lasse.
Ein Spieler, der sich in einer schweren Formkrise befindet, ist Stürmer Daniel Vozenilek. Seit dem 16. November ist er torlos. Auch emotional hat er sich zurückgezogen. Was ist los mit ihm?
Ich spüre und sehe seine Frustration. Auf eine Art hat er sich diese selbst erarbeitet. Mit diesen Wahnsinnsleistungen im Herbst hat er sich einen grossen Erwartungsdruck aufgebürdet. Wenn es dann nicht läuft, steigt das Frustrationslevel.
Wie gehen Sie mit ihm um? Wie nehmen Sie ihn wahr?
Motiviert und aufgestellt. Wir haben Gespräche mit ihm geführt. Es geht einerseits darum, dem Spieler klar vor Augen zu halten, was wir von ihm erwarten. Andererseits versuchen wir, ihn zu stärken. Es braucht die richtige Balance. Es ist eine Herausforderung für uns Trainer, den richtigen Umgangston zu finden. Wir müssen den Mut haben, Klartext zu sprechen. Vozenilek war an den freien Tagen mit seiner Familie in der Heimat. Ich glaube, das hat ihm gutgetan.
Die Inkonsistenz begleitete den EV Zug in den vergangenen Spielen. Da liegen grosse Unterschiede zwischen dem furiosen Schlussdrittel gegen
Luganound den schwachen Auftritten gegen Fribourg-Gottéron und Ajoie. Was ist Ihr Erklärungsansatz?
Es gibt keine simple Antwort. Schlechte Drittel und schlechte Spiele waren für uns ein grosses Fragezeichen, weil wir es nicht haben kommen sehen. Das letzte Spiel vor der Natipause gegen Ajoie war schlecht, da müssen wir keine Ausreden suchen. Was mich aber positiv stimmt, ist die Punkteausbeute im Januar. Und mir gefällt, dass sich die Spieler auch gegenseitig zurechtweisen. Nur so kommen wir vorwärts.
Noch sieben Spiele stehen in der Qualifikation aus. Lautet Rang vier und somit die Sicherung des Heimrechts in den Playoff-Viertelfinals das Mindestziel?
Wir wollen uns für die Playoffs eine gute Ausgangslage erarbeiten. Jeder Punkt ist von Bedeutung, das ist sich die Mannschaft bewusst. Wichtig ist ein guter Start gegen Davos.
Interview aus der LZ
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Bin mal gespannt ob wir heute zu 100% bereit sind?!Bei den letzten zwei Auftritten nach der Nati-Pause im Herbst gg Bern (6:1) und vor Weihnachten in Lugano (5:2) gab es ja jeweils empfindliche Niederlagen!!!