Wunderschöner Sololauf, Feuertaufe und eine Willensleistung: Der EV Zug holt im Tessin drei Punkte
Lukas Bengtsson? Verletzt. Elia Riva? Verletzt. Dominik Schlumpf? Sie ahnen die Antwort. Beim EV Zug herrschte personeller Engpass in der Abwehr. In Anbetracht dieser unfreundlichen Ausgangslage verdient der EV Zug ein Kompliment, wie er die Aufgabe beim HC Lugano gelöst hat. Trainer Michael Liniger tauchte selbstredend mit einem Lächeln in der Interviewzone auf und sagte: «Es war nicht alles perfekt, aber dieser Einsatz, diese Aufopferungsbereitschaft, das hat mich beeindruckt.»
Der EV Zug hat bewiesen, dass es nicht die Verletzten sind, die über Sieg oder Niederlage entscheiden, sondern die Art und Weise, wie man mit Ausfällen umgeht. «Ich bin stolz, wie die Routiniers Verantwortung übernommen haben. Sie haben die Jungen extrem gut unterstützt», führte Liniger weiter aus. Das Verletzungspech der Arrivierten war das Glück der Youngster: Verteidiger Dorian Moret erlebte seine Feuertaufe in der National League und bestand sie bravourös. Der 18-Jährige erhielt knapp 10 Minuten Eiszeit.
Hofmann macht's wie im Playoff-Final 2021
Der EV Zug musste gegen Ende hin einige heikle Momente in der Schlussphase überstehen. Der HC Lugano powerte auf den Ausgleich, der EVZ verpasste seinerseits eine seiner Konterchancen in ein Tor umzumünzen. Er brachte schliesslich auch dank des erneut starken Rückhalts Leonardo Genoni den 2:1-Vorsprung über die Zeit. Herauszuheben ist David Sklenicka. Der Verteidiger war der Fels in der Brandung und rettete mehrmals in extremis. Sklenickas Einsatz stand stellvertretend für einen kämpferischen und solidarischen Auftritt.
Für den Höhepunkt des Abends war zweifellos Grégory Hofmann besorgt. In der 40. Minute nahm er in der Mittelzone Anlauf, schüttelte David Aebischer ab und setzte Goalie Niklas Schlegel mit einer Körpertäuschung schachmatt. Ein Tor, mit dem sich der Flügelstürmer in jede Highlight-Show katapultiert. «Eine Willensleistung», beschrieb Hofmann später sein Traumsolo bezeichnend für den EVZ-Auftritt. Die herrliche Einzelleistung mahnte an Hofmanns «Spurt des Lebens» im Playoff-Final 2021 gegen Genève-Servette, als er seine Gegenspieler wie Junioren stehen liess.
Wie gegen den SC Bern suchte der EV Zug nicht auf Teufel komm raus das Heil in der Offensive, sondern legte das Augenmerk auf ein sauberes Defensivspiel. So waren denn auch zunächst offensive Hochkaräter Mangelware. Die Zuger agierten entschlossen im Backchecking und machten dem Heimteam das Leben schwer. Auch die einzige Unterzahlsituation in den ersten 20 Minuten überstand der EVZ unbeschadet, weil sich die Spieler aufsässig und aggressiv präsentierten.
Weil Zug Mühe bekundete, aus dem Spiel heraus etwas zu kreieren, kam ihnen der HCL mit einer Strafe zu Hilfe. Das Powerplay war keine 20 Sekunden im Gang, als Center Tomas Tatar (26.) Goalie Schlegel zwischen den Beinen erwischte und sich über seinen ersten National-League-Treffer freuen durfte. Der Slowake zelebrierte seinen Jubel etwas gar provokativ vor der Curva Nord. Der Zorn der Fans war ihm gewiss – Bierdusche inklusive.
Das Heimteam reagierte in der 32. Minute und zwar mit einer Co-Produktion zweier Ex-EVZ-Akteure. Auf Pass des sonst blassen Dario Simion zimmerte Santeri Alatalo den Puck unter die Latte. Genoni war machtlos, und so blieb ihm sein insgesamt 86. Shutout in der höchsten Schweizer Liga vergönnt.
Am Samstagabend könnte der EV Zug mit dem dritten Sieg eine perfekte Woche finalisieren. In der OYM Hall sind die SCL Tigers zu Gast.
LZ