EVZ-Trainer Tangnes und die deutliche Ansage Richtung Routiniers: Folgt eine Reaktion auf den Systemausfall?
Zwei Spiele, zwei Niederlagen, wenig Tore und eine dünne Personaldecke: Es sind äusserste schmerzhafte Playoff-Tage für den EV Zug. Der Druck wächst, doch es gibt auch Hoffnung.
Autsch. Das tat richtig weh. 1:5. Der EV Zug wurde am Sonntagabend vom HC Davos zerzaust, leistungs- und resultatmässig. Ein Systemausfall. Es war eine der enttäuschendsten Playoff-Darbietungen überhaupt in der Ära von Headcoach Dan Tangnes. Im letzten Drittel ging es einzig und allein um Schadensbegrenzung.
Tangnes: «Der Auftritt war inakzeptabel»
Man hätte Genoni gerne um eine Einschätzung der Lage gebeten, doch der Torhüter schweigt, wie er dies immer während der Playoffs tut. Genoni, einer der mental stärksten Spieler überhaupt, hat die höchsten Erwartungen an sich selbst und hat dutzendfach bewiesen, dass er sich von Unwägbarkeiten nicht nachhaltig beeinflussen lässt. Es ist nicht nur die durchlässige Defensive, die Kummer bereitet. Offensiv macht der EVZ schwierige Zeiten durch. Zwei Tore in zwei Spielen und dann noch von zwei Akteure (Elia Riva und Colin Lindemann), die nicht fürs Toreschiessen berufen sind.
Mit dem, was der EV Zug bislang gezeigt hat, ist er auf dem Holzweg. Trainer Dan Tangnes stellt dies nicht in Abrede. Nach einer kurzen Nacht sagte der Norweger am Montagvormittag: «Es war ein inakzeptabler Auftritt. Die Ausführung unseres Passspiels muss deutlich besser werden, wir müssen uns besser unterstützen. Ich will den Willen und das Feuer sehen und spüren. Wir müssen uns gegen die Widerstände auflehnen und dürfen uns nicht dem Schicksal ergeben.» Nicht zuletzt erwartet er von den erfahrenen Kräften, dass sie mit gutem Beispiel vorangehen. Laut Tangnes hätten sich zu viele Spieler versteckt, statt Verantwortung zu übernehmen.
Tangnes kann den Ärger des Zuger Anhangs nachvollziehen. «Ich weiss, dass es viele Leute gibt, die viele Fragen haben und Antworten wollen. Das verstehe ich total.»
Die Leistungsbaisse mehrerer Stürmer hat sich zu einem kollektiven Angriffsproblem kumuliert. Wo sind die Arrivierten? Wo ist die Durchschlagskraft? Vermeintliche Leader kämpfen mit sich selbst und der eigenen, unbefriedigenden Situation – eine Ladehemmung zur Unzeit. Zu nennen wären da Grégory Hofmann oder Dario Simion, die in der engmaschigen Davoser Abwehr immer wieder hängen bleiben und nicht zur Entfaltung kommen. Oder Lino Martschini, der ohne Zuspiele seines Linienpartners Jan Kovar auf verlorenem Posten scheint. Dazu meint Martschini: «Es wäre zu billig, das als Grund vorzuschieben. Natürlich ist der Frust da, dass ich nicht auf meinem gewünschten Level bin. Ich weiss, ich habe die Qualitäten, um das Spiel an mich zu reissen und den Unterschied zu machen.»
Eine Niederlage mit vier Toren Differenz, das hat es in den Playoffs unter Tangnes erst zweimal gegeben. In der letzten Saison unterlag der EV Zug in der Viertelfinalserie gegen den SC Bern zweimal mit 2:6. Ein Rückblick auf diese beiden Klatschen zeigt, dass ein im Stolz verletzter EV Zug durchaus zu einer passenden Antwort fähig ist. Er siegte im jeweils nachfolgenden Spiel (3:0 und 5:2). Auch in dieser Saison folgte nach kümmerlichen Vorstellungen am Spieltag meist die prompte Reaktion.
Kann Captain Kovar dem Team helfen?
Nur: Dem neutralen Beobachter fällt es gerade ziemlich schwer, Argumente für eine Trendwende zu finden. Die Liste der schlechten Nachrichten, sie reisst in den letzten Wochen nicht ab. Der EV Zug schafft es kaum noch, vier komplette Blöcke aufzustellen. Gerade in der Defensive zeichnet sich ein gröberer Engpass ab. Verteidiger Niklas Hansson musste am Sonntag bei Spielhälfte Forfait geben. Am Dienstag soll ein MRI Aufschluss geben über die Schwere der Verletzung. Nach wie vor beschäftigen den EV Zug viele personelle Fragezeichen.
Und doch, es gibt einen Silberstreifen am Horizont: Am Montag absolvierten die zuletzt abwesenden Spieler Jan Kovar, Tobias Geisser, Mike Künzle und Dominik Schlumpf mit Assistenztrainer Tomas Montén ein halbstündiges Eistraining. Gerade Kovars Einfälle und Leaderqualitäten werden schmerzlich vermisst. Tangnes hält sich bedeckt: «Sie müssen einen Einfluss aufs Spiel geltend machen und sich frei bewegen können. Ansonsten ergibt es wenig Sinn.» Unabhängig davon, welche Akteure am Dienstag im dritten Spiel zur Verfügung stehen: Die Zuger müssen wieder aufstehen. Sie haben gar keine andere Wahl.