Da stimmt der Titel des Links nicht mit dem Inhalt der Seite überein. Im verlinkten Artikel geht es um Dario Simion.
Montag, 9 Uhr: Der EV Zug verschickt ein
Communiqué, das aufhorchen lässt. Spekulationen schiessen sofort wild ins Kraut. Die Überschrift: «Letzte Saison von Dan Tangnes beim EV Zug». Der Vertrag des Norwegers, seit 2018 Cheftrainer beim EVZ, wäre erst im Frühjahr 2026 ausgelaufen.
Eine halbe Stunde davor versammeln sich Mannschaft, Teambetreuer und Sportchef Reto Kläy in der Garderobe. Tangnes spricht zum Team. Seine Stimme stockt, er muss leer schlucken. Und es fliessen Tränen. Während einer Viertelstunde erklärt der 45-Jährige seine Beweggründe, die ihn dazu bewogen haben, den EVZ frühzeitig, ein Jahr vor Ende seines Vertrags, zu verlassen. Die Spieler zeigen sich überrascht und geschockt.
«Ich möchte meiner Tochter ein guter Vater sein»
Tatsächlich: In den letzten Wochen hat es für ein vorzeitiges Ende des Wirkens von Tangnes keine Anzeichen gegeben. Er selbst hat den Entschluss erst vor einer Woche gefasst. Mitte und Ende letzter Woche informierte er zunächst seinen Agenten, danach die sportlichen Entscheidungsträger beim EV Zug: Sportchef Kläy, CEO Patrick Lengwiler und Präsident Hans-Peter Strebel. Ansonsten setzte Tangnes sein Pokerface auf und trug sein Geheimnis mit sich herum. Die Worte, die Tangnes in der Garderobe an die Spieler richtet, befreien ihn von einer Last, die er in den vergangenen Tagen mit sich herumgetragen hat.
Als er dann mit der Mannschaft um 11 Uhr mit dem Training loslegt, ist er bereits wieder zu Scherzen aufgelegt: «Der Clown verlässt die Manege, der Zirkus zieht weiter.» Tangnes, der einen feinen Sinn für Humor hat und mit seiner lockeren, zugänglichen und authentischen Art die Gesprächspartner für seine Ideen vereinnahmen und begeistern kann.
Nach dem Training hat unsere Zeitung Gelegenheit, ihn zu seiner Entscheidungsfindung zu befragen. Man spürt, das baldige Ende seines EVZ-Kapitels geht ihm nah. Er wirkt gelöst, aber immer noch emotional – und er ist gar nicht bemüht, seine Emotionen zu verbergen. «Grundsätzlich kann ich meine Gefühle gut zügeln, doch als ich den Garderobenraum betreten habe, wurde ich von den Emotionen übermannt.» Er verbringe mit den Spielern mehr Zeit als mit seiner Frau und seiner Tochter, «deshalb spielen eine Menge Emotionen mit. Es fühlt sich wie eine Trennung an. Je länger eine Zusammenarbeit besteht, desto schwieriger ist es, einen Schlussstrich zu ziehen.»
Seine Familie ist denn auch der Grund, weshalb Tangnes den EV Zug um eine vorzeitige Auflösung seines Arbeitspapiers gebeten hat. Seine Frau und seine 14-jährige Tochter, die fliessend Schweizerdeutsch spricht, wohnen seit zwei Jahren in Ängelholm, in seiner schwedischen Wahlheimat. Erlaubt es der Spielplan, macht Tangnes einen Abstecher in den Norden und besucht seine Liebsten. Tangnes sagt: «Viele Menschen sehen nur Siege und Niederlagen. Doch in meinem Leben gibt es viel mehr als nur Hockey.»
Er könne für seine Tochter nicht in einem Ausmass da sein, wie er es sich wünsche. «Bis jetzt war es eigentlich nie ein grosses Problem für mich. Aber ich möchte meiner Tochter ein guter Vater sein, mit ihr Zeit verbringen, bevor sie erwachsen wird und das Nest in ein paar Jahren verlässt.» Tangnes hat mit dem Entscheid hart gerungen. «Ich war hin- und hergerissen. Ich bin glücklich hier und kann mir kein besseres Arbeitsumfeld vorstellen.»
Nur Ambri-Coach Cereda ist noch länger im Amt
In dem oft auf Aktionismus getrimmten Hockey-Geschäft stellt Tangnes quasi die Antithese dar. Von den aktuellen National-League-Trainern hält sich nur Luca Cereda noch länger im Amt. Als ihn Sportchef Kläy im Jahr 2018 der Öffentlichkeit präsentierte, werden auch kritische Stimmen laut, schliesslich war Tangnes hierzulande ein unbeschriebenes Blatt. Das ändert sich schlagartig, spätestens mit dem Cupsieg 2019 und den beiden Meistertiteln 2021 und 2022. Der EVZ und Tangnes: Die Beziehung entwickelte sich zu einer Traum-Ehe.
Über alles, was die Zeit nach seinem EVZ-Kapitel betrifft, macht sich Tangnes noch keine grossen Gedanken. «Vielleicht nehme ich mir eine Auszeit.» Oder reizt ihn in Zukunft doch Nordamerika? Unlängst hat er durchblicken lassen, dass es sein Ziel ist, in Zukunft in der NHL Fuss zu fassen. Bereits im Sommer hätte er die Gelegenheit gehabt, als Assistenztrainer zu arbeiten.
Doch das ist vorerst Zukunftsmusik. Sein Fokus gilt der Gegenwart. Er hat seine EVZ-Geschichte noch nicht fertig geschrieben und will seine Ära mit dem dritten Meistertitel krönen. Am inneren Feuer soll es nicht fehlen. «Es ist meine allerletzte Chance. Ich werde alles geben, um die Fans glücklich zu machen.»