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Zwischen Enttäuschung und Hoffnung
Null-Punkte-Wochenende: Auf die 2:3-Niederlage gegen Lugano folgt das 2:5 in Lausanne. In der Westschweiz gibt der EV Zug einen 2:0-Vorsprung aus der Hand. Immerhin: Bei Goalie Leonardo Genoni sind positive Signale zu vernehmen.
Rund um die OYM Hall dominierte am Freitag nach der Niederlage gegen den HC Lugano die Sorge um den wichtigsten Einzelspieler des EV Zug: Leonardo Genoni, 39. Nun gibt es Anzeichen, dass er nach dem heftigen und schmerzhaften Zusammenprall mit Ex-Teamkollege Dario Simion glimpflich davongekommen ist. Der EV Zug gibt am Samstag leichte Entwarnung. Genoni fühle sich «okay», heisst es. Er hat Glück im Unglück. Je nach körperlichem Befinden möchte er heute zurück aufs Eis. Ebenfalls als positives Zeichen zu werten: Genoni hat sich am Samstagvormittag beim morgendlichen Warm-up beim Team blicken lassen. Dennoch ist es zu früh, um Prognosen in Bezug auf eine Rückkehr zu stellen. Es bleibt abzuwarten, ob nicht plötzlich noch Symptome einer Gehirnerschütterung auftauchen. Erst kürzlich ist dem EV Zug dieses Szenario auf bittere Art und Weise widerfahren mit der langfristigen Absenz von Raphael Diaz.
Unabhängig der Geschehnisse: Genoni wäre gegen Lausanne ohnehin nur als Ersatz eingeplant gewesen. So darf Tim Wolf wieder gegen ein Top-Team das Tor hüten, was nur selten der Fall ist. Doch er kann sich gegen Lausanne nicht als gewinnbringender Faktor in den Vordergrund spielen.
Während nach dem Lugano-Match Frust das dominierende Gefühl war, ist es nach dem 2:5 gegen Lausanne Enttäuschung. Die Partie verläuft enger, als das Resultat suggeriert. «Wir haben uns für eine ansprechende Leistung nicht belohnt und für unsere Fehler einen hohen Preis bezahlt», hadert Trainer Michael Liniger und ergänzt: «Der Wille und die Energie waren da. Bei Lausanne haben zwei, drei Spieler die Differenz gemacht.» Ohne Namen zu nennen, ist klar, wen Liniger meint. Center Austin Czarnik, ein Stürmer der allerersten Güteklasse und Liga-Topskorer der letzten Saison, ragt heraus und macht den Unterschied (2 Tore, 1 Assist).
Verdiente 2:0-Führung bei Spielhälfte
Und doch kann der EVZ trotz der Abwesenheit diverser Akteure den Westschweizern die Stirn bieten. Von Beginn prophezeit die Zuger Körpersprache Gutes. Und dieser früh gewonnene Eindruck sollte nicht täuschen. Zug ist Lausanne 40 Minuten lang ein ebenbürtiger Gegner. Der Matchplan wird umgesetzt: Die Zuger betreiben ein starkes Forechecking und stören Lausanne früh. Der erste Jubelschrei ertönt aus dem Gästesektor. Verteidiger Sklenicka (14.) trifft durch die «Hosenträger» von Goalie Kevin Pasche. Die Führung des EVZ ist keineswegs unverdient, weil er dem Heimteam keinen Raum zum Ausleben der spielerischen Qualität gewährt. Mehr noch: Zug kann den Puck mehrmals in der Offensivzone in den eigenen Reihen halten, was den Gegner zu viel Laufarbeit zwingt.
Andreas Wingerli (29.) schiesst im Powerplay sein achtes Saisontor und erhöht auf 2:0. Von Lausanne kommt wenig. Der EVZ hat das Geschehen im Griff, weil alle Spieler ihre Defensivarbeit erfüllen. Das entgeht auch Lausanne-Trainer Geoff Ward nicht. Er nimmt sein Timeout und redet den Spielern ins Gewissen. Es fruchtet. Lausanne setzt die Vorgaben um und schafft den 1:2-Anschluss (32.), als ein Abpraller von Wolf auf dem Stock von Czarnik landet. Keine drei Minuten später fällt der Ausgleich.
Zum Start des Schlussdrittels kommt es für den EVZ knüppeldick: Eine Unsauberkeit im Spielaufbau von Sklenicka wird vom Gegner ausgenutzt. Czarnik erwischt Wolf aus naher Distanz zwischen den Schonern. Gespielt sind erst 20 Sekunden. Ein mentaler Dämpfer. Der Stecker ist bei den Gästen gezogen. Von nun an ist es das Heimteam, welche die Kadenz erhöht und die Lust am Spiel findet. Stellvertretend das Tor zum 4:2 (51.). Eine Kombination wie aus einem Guss.
Vozenilek fällt plötzlich positiv auf
Trotz der Zuger Enttäuschung gibt es auch Positives zu erwähnen. So präsentiert sich Stürmer Daniel Vozenilek wie ein umgekehrter Handschuh: kaum Fehler, keine negative Körpersprache. Stattdessen gewinnt er vie-le Zweikämpfe, spielt mannschaftsdienlich und kraftvoll. Ob es da eine Ansage vom Chef gegeben hat? Liniger verneint und sagt: «Das ist die Version Vozenilek, die wir brauchen.» Auch die jungen Spieler Colin Lindemann, Robin Antenen oder Sol Fueter geben Gas und bleiben in Erinnerung. «Diese Jungs haben ein unglaubliches Spiel gemacht», lobt Liniger.
Nach dem Null-Punkte-Wochenende und drei Niederlagen in Folge ist der EV Zug auf Rang acht abgerutscht. Die Tabellenkonstellation ist eng. Das zweitplatzierte Fribourg-Gottéron (47 Punkte) und das achtplatziert Zug sind nur durch sieben Punkte getrennt. «Wir müssen positiv bleiben, auch wenn die Resultate nicht so sind, wie wir sie gerne hätten», erläutert Liniger. Stürmer Sven Leuenberger findet, man müsse die Fehler klar analysieren, dürfte aber nicht beginnen, zu stark herumzustudieren. Dies könne sonst zu Hemmnis führen. «Wir glauben an unsere Stärken. Wir müssen weiter hart arbeiten. Dann kommt auch das nächste Erfolgserlebnis.»
Nun liegt es an Trainer Liniger und den Spielern, den sportlichen Abwärtstrend zu stoppen. Das Team kämpft mal erfolgreich, mal weniger glücklich gegen Widerstände an. Noch kann der EVZ in dieser Saison nicht als Spitzenteam bezeichnet werden. Unter den nächsten drei Gegnern befinden sich mit dem SC Bern und dem HC Ajoie die beiden Schlusslichter der Tabelle. Die Woche kündigt sich spannend an, und die Arbeit geht dem EV Zug nicht aus." (Zuger Zeitung von heute)