Verteidiger-Not beim EV Zug: Kommt jetzt Ausländer Nummer acht?
Beim EV Zug wachsen die personellen Sorgen. Der lange Ausfall des unverzichtbaren Lukas Bengtsson trifft das Team empfindlich. Wie Trainer Michael Liniger mit der herausfordernden Situation umgeht.
Wenn momentan über die Problemzone des EV Zug philosophiert wird, rückt vor allem ein Mannschaftsteil in den Brennpunkt: die Abwehr. Die Rede ist nicht von eklatanten Schwächen, schliesslich hat das Team bisher weniger als zwei Gegentore pro Spiel erhalten. Was mitunter auch den exzellenten Darbietungen von Goalie Leonardo Genoni zu verdanken ist.
Vielmehr beschäftigt den EVZ die dünne Personaldecke in der Abwehr. Besonders die Akte von Lukas Bengtsson trübt das Gesamtbild und sorgt für Sorgenfalten auf der Stirn von Trainer Michael Liniger. Als der 31-jährige Schwede Bengtsson am Samstag im Stadion mit Krücken auftaucht, muss man Schlimmeres befürchten. Nun ist es bittere Gewissheit:
Der Abwehr-Patron fällt laut Angaben des Klubs vier bis sechs Wochen aus. Bengtsson ist von einem Puck am Schlittschuh getroffen worden. Untersuchungen haben ergeben, dass die Blessur schwerwiegender ist als angenommen. Der Verlust tut dem EVZ richtig weh. Im Kader besitzen nur wenige Spieler das Prädikat «unersetzbar». Bengtsson ist defensiv sattelfest und offensiv eine Wucht. Die Schuss- und Zweikampfstärke rundet das perfekte Gesamtpaket ab. «Er ist am Puck unser klar bester Verteidiger. Seine öffnenden Pässe werden uns fehlen», sagt Liniger.
Zuger Mammutprogramm: Es folgen 20 Spiele in 45 Tagen
Erschwerend kommt für den EVZ hinzu: Auch die Verteidiger Dominik Schlumpf und Eliva Riva müssen derzeit passen. Schlumpf fehlt mehrere Wochen, bei Riva käme ein Einsatz in dieser Woche einer Überraschung gleich. «Alle drei Verletzungen sind aufgrund von Unfällen im Spiel entstanden. Es ist bitter, aber das gehört leider zu unserem Sport», so Liniger.
Der Engpass führt dazu, dass Raphael Diaz, David Sklenicka und Tobias Geisser extrem forciert werden müssen. Deutlich mehr, als dies Liniger genehm wäre. «Es ist eine Gratwanderung, weil wir keine weiteren Verletzungen riskieren wollen.» Deshalb lege man das Augenmerk darauf, der Regeneration genügend Platz einzuräumen und die Trainings kurz und intensiv zu halten.
Das Wettkampfprogramm des EV Zug bis zur Nationalmannschaftspause im November ist happig. Inklusive Champions League absolviert er 20 Spiele innert 45 Tagen. Da drängt sich die Frage auf: Reagiert der Klub auf die Verletzungsmisere und verpflichtet er einen Import-Verteidiger, womit das Ausländerkontingent auf acht steigen würde? «Nicht nötig», findet Liniger. «Es ist nicht der Zeitpunkt da, um den Panikknopf zu drücken, das wäre kontraproduktiv.» Liniger gibt zu bedenken, dass ein neuer Ausländer das Teamgefüge aus der Balance bringe könnte. «Sieben Ausländer sind handhabbar, mit acht wird es schwierig.» Ob Sportchef Reto Kläy Bengtsons Absenz mit einem Ersatz abfedert, ist offen. «Ich schliesse Stand heute nichts aus.» Beim EV Zug will man auch abwarten, weil bei Riva in dieser Woche medizinische Abklärungen anstehen.
Tatar entschuldigt sich beim Team
Auch in der Offensive fehlen Zug am Dienstag zu Hause gegen Fribourg-Gottéron zwei Spieler: Mike Künzle muss noch drei seiner insgesamt sieben Spielsperren absitzen, die er nach seiner heimtückischen Aktion im Playoff-Viertelfinal gegen den HC Davos aufgebrummt bekam.
Apropos Sperre: Tomas Tatar entgeht nach seinem Crosscheck gegen den Nackenbereich von Gegenspieler Hannes Björninen einer langen Denkpause. Er kam mit nur einer Spielsperre glimpflich davon. Liniger will im Foul des Slowaken «keine extrem schlimme und gesundheitsgefährdende Aktion» gesehen haben, betont aber: «Er hat Mist gebaut, das weiss er.» Tatar hat sich bei der Mannschaft für den Aussetzer entschuldigt. Trotz Abwehrsorgen: Den Optimismus hat Liniger für die kommenden Aufgaben nicht verloren. «Wir verfügen über einen genug guten Kader, um Spiele zu gewinnen.» Den Tatbeweis kann der EVZ schon gegen Fribourg-Gottéron erbringen.
LZ