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Sportlich stark – und nun auch beliebt
Die EVZ-Frauen haben sich in der Women’s League direkt für die Playoffs qualifiziert. Ein Qualifikationsrückblick in Stichworten.
Raphael Biermayr
Ausbeute: Die Zugerinnen sind Qualifikations-Zweite, einen Punkt hinter dem SC Bern. Gegen diesen haben sie keinen einzigen Zähler abgegeben. Dass es dennoch nicht zum Spitzenplatz reichte, liegt an einer Schwächephase Ende November bis Anfang Dezember mit vier Niederlagen in fünf Matches.
Beliebtheit: Wegen seiner irrwitzigen Dominanz in der zweithöchsten Liga und seiner kompromisslosen Transferpolitik beäugten manche Klubs den EVZ in der vergangenen Saison kritisch bis ablehnend. Die Verwundbarkeit des Teams in der höchsten Spielklasse hat geholfen, dieses gewissermassen irdischer zu machen. Vor allem aber hat die anhaltende Ernsthaftigkeit, mit der der Klub seine Bemühungen für das Fraueneishockey vorantreibt, ihm mittlerweile breiten Respekt eingebracht. So äusserten sich zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter anderer Klubs ungefragt geradezu euphorisch zur Atmosphäre an Matches in Zug. Und selbst der bisherige Platzhirsch aus Zürich übermittelte zum Cupsieg einen von der Führung händisch unterschriebenen Brief.
Captain: Der Einfluss von Lara Stalder auf das Zuger Team ist unermesslich. Sie ist zwar nicht die beste Skorerin des Teams (Rahel Enzler sammelte drei Punkte mehr), aber ihr Punkteschnitt sucht ligaweit seinesgleichen (2,27). Genauso wichtig ist ihr Auftreten neben dem Eis. Stalders Motto lautet: «Ich spiele nicht Fraueneishockey, sondern Eishockey. Es ist Zeit, uns ernst zu nehmen.» Dieses Selbstverständnis ist nicht nur ein Spruch, die 30-jährige Luzernerin glaubt das tatsächlich und lebt es. Das erzeugt eine starke Sogwirkung im Team.
Eventcharakter: Was manche Fans bei den Männerspielen zunehmend irritiert, ist bei den Frauen Teil des Erfolgskonzepts: Unterhaltung, und das mit möglichst vielen englischen Begriffen. «Christmas Game», Ladies «Nights», «Family Games» oder eine Eis-Disco sollen ein neues und eigenes Publikum anziehen. Ausserdem waren viele Spiele am familienfreundlichen Sonntagnachmittag angesetzt. Die Kinderwagendichte im Stadion zeigt: Das wird goutiert.
Fans: Mit einem Schnitt von 1004 Zuschauerinnen und Zuschauern in der Bossard-Arena sind sogar die eigenen Erwartungen übertroffen worden. Der Zweitplatzierte der Zuschauerrangliste, der HC Fribourg-Gottéron, wäre schon froh über die Hälfte (348), den Qualifikationssieger Bern sahen in der riesigen Halle lediglich 191 Fans.
Forechecking: Die grosse Stärke des EVZ ist zugleich seine grosse Schwäche. Das unablässige hohe Stören und Nachjagen ist Teil der Spielphilosophie. Doch das eröffnet den Gegnerinnen immer wieder Kontergelegenheiten. Zudem agieren die Zuger Verteidigerinnen in der Spielauslösung unsicher, wenn sie bedrängt werden.
Gehirnerschütterungen: Sieben Spielerinnen fielen im Saisonverlauf mit einer Gehirnerschütterung aus. Der EVZ hat deshalb neue Übungen ins Training eingebaut. Überhaupt waren verletzungs- und krankheitsbedingte Ausfälle häufig. Zu manchen Matches trat der EV Zug mit nur zwölf Spielerinnen an. Im zweiten Jahr nach seiner Neugründung finden sich nur noch drei Spielerinnen im Kader, die nie ausgefallen sind, also jedes Meisterschafts-, Cup- und Europacupspiel bestritten haben: Chiara Eggli, Leonie Kutzer und Luisa Waser.
Goalies: Zug ist das einzige Team mit einem herausragenden Goalieduo. Eveliina Mäkinen und Chiara Pfosi sind nach Gegentorschnitt die Nummern 2 und 3 der Liga. Trainerin Daniela Diaz hat ein gutes Gespür bewiesen. Pfosi hat die beiden gewonnenen Finals im Europacup und Schweizer Cup bestritten, Mäkinen hingegen die meisten Spitzenspiele in der Meisterschaft absolviert. Und das, obwohl sie den Verein verlassen wird.
Schussgewalt: Die intern erhobene Schussstatistik untermauert die Überlegenheit der Zugerinnen. 1074 Mal schossen sie auf das gegnerische Tor. Bei 114 Treffern ergibt das eine Erfolgsquote von fast 11 Prozent. Die Gegnerinnen brachten 584 Schüsse auf das Zuger Tor.
Titel: Die Trophäen für den Europacupsieg als auch im Schweizer Cupfinal sind bereits in Zug. Ab dem 8. März geht es in den Playoffs um den Schweizer Meistertitel. In Einzelpartien sind die Zugerinnen zwar nicht gegen Niederlagen gefeit, in einer Best-of-five-Serie dürften sie aber kaum zu schlagen sein, denn in der Breite stellt der EVZ das bestbesetzte Team der Liga. Kurzum: Zug wird wohl auch Meister.
(Luzerner Zeitung, 25.2.25)