Aus der LZ:
Am Ende: wieder nichts, wieder keine Punkte. Die Resultate des EV Zug zeichnen ein düsteres Bild. Der Ertrag aus dem Monat Februar liest sich demotivierend, trostlos. Sieben Spiele, kein Sieg, zwei Pünktchen, ein Torverhältnis von 11:28. «Schreckliches Eishockey», findet Dan Tangnes.
Die Aussage des Trainers ist eine Punktlandung. Doch die Ergebnisse, die nackten Zahlen, sie sind nur die halbe Wahrheit. Das andere ist die Art und Weise, wie sich die Mannschaft präsentiert, in welcher Verfassung sie sich befindet. Und dies sollte die Verantwortlichen beunruhigen. Es ist nicht primär die fehlende spielerische Entwicklung, die zu denken gibt. Sondern es stellt sich die Frage nach der Mentalität. Wenn das Feuer nicht brennt, dann ist gegen keine Mannschaft etwas zu holen.
Es ehrt Tangnes, wenn er nach dem Spiel bei den SCL Tigers sagt: «Wir sind nicht in einer Krise.» Man kann diese Ansicht teilen oder nicht. Beileibe ist nicht alles schlecht. Der EVZ bangt weder um die Playoff-Qualifikation, noch kämpft er gegen das Saisonende. Er kann aus eigener Kraft und bestenfalls von der dritten Position die Playoffs in Angriff nehmen. Aber die Aussage von Tangnes birgt etwas Gefährliches. Die Gefahr der Schönfärberei und somit dem Team ein Alibi für inakzeptable Auftritte zu geben.
Wie konnte es so weit kommen? Die vielen Verletzten und ständigen Veränderungen im Kader haben nicht dazu beigetragen, die Automatismen zu stärken. Weil sich Zug nach einem starken Herbst im Niemandsland der Tabelle wiederfindet, geht die Dringlichkeit flöten, mit allerletzter Konsequenz auf Punktejagd zu gehen. Ein Gefühl der Sicherheit, der Bequemlichkeit schleicht sich ein. Der nötige Extra-Effort fehlt.
Anspruch und effektiv erbrachte Leistung driften immer mehr auseinander. Akute Sorgen bereitet die jüngste Entwicklung, sie zeigt nach unten. Die Resultate sind längst in den Köpfen der Spieler angekommen. Selbst der Wutanfall von Andreas Eder, der Stürmer prügelte so heftig auf «Opfer» Bastian Guggenheim ein, dass man mit diesem Mitleid haben musste, diente nicht als Wachrüttler.
Es hat sich viel Frust angestaut.
Nach der Niederlage daheim gegen den SC Bern will sich Reto Suri kein weiteres Mal erklären müssen. Es braucht schon einiges, wenn die Zuger Identifikationsfigur höflich darum bittet, einen anderen Spieler vorzuschicken. Dem vor nicht allzu langer Zeit wiedergenesenen Vizecaptain ist kein Vorwurf zu machen. Im Gegenteil: Er versucht die Mannschaft mitzureissen, auf und neben dem Eis.
Es braucht eine Achse, die das Team tragen kann. Jan Kovar müsste mit seiner Erfahrung und seinen Qualitäten ein Zugpferd sein. Mit dem «C» auf der Brust hat sich der Tscheche den Status einer unumstrittenen Leaderfigur erarbeitet. Inzwischen wirkt der Ideen- und Taktgeber wie ausgewechselt. Kraftlos kurvt er übers Eis. Seine Körpersprache ist Beleg dafür. Designierte Führungsspieler sind nur noch Mitläufer statt Vorkämpfer.
Der Geduldsfaden ist bei einigen Fans bereits gerissen. Dass es bis jetzt nur die Minderheit ist, liegt auch an der jüngsten ruhmreichen Vergangenheit. Nach wie vor zehrt der EVZ vom Bonus der letzten Jahre, der unter Tangnes mit beständigen Leistungen auf hohem Niveau zu einem Spitzenteam herangereift ist. Kontinuität als Zauberformel.
Der Zauber und die Magie sind verflogen. Viel Kredit haben die Profis bei ihrem Anhang nicht mehr.
Ihnen stösst vor allem die Lustlosigkeit sauer auf, mit der einige Spieler ihrer Arbeit nachgehen. Der bedingungslose Einsatz, sich für die Klubfarben zu zerreissen, ist nicht erkennbar. Mit Ausnahme der Goalie-Position muss Tangnes diverse Baustellen in kurzer Zeit auf Vordermann bringen. In der Defensive herrscht Chaos. Die Offensive hat das Toreschiessen verlernt. Eine weitere Problemzone ist das Körperspiel: zu brav, zu temperamentlos. Der EV Zug lässt die Ernsthaftigkeit und Konsequenz bei der Zweikampfführung vermissen.
Bei einer Negativserie dieses Ausmasses steht automatisch der Chef im Fokus. Er trägt die Hauptverantwortung. Auch an Tangnes geht die Situation nicht spurlos vorbei, er ist gereizter als auch schon. Die Lage zehrt an seinen Nerven. Das raubt Energie, kostet Kraft und Zeit, die er lieber anderweitig investieren möchte, als Spieler aufzupäppeln. Ob die bisherigen Appelle des Coaches auf taube Ohren gestossen sind? Es wäre alarmierend und ein schlechter Vorbote für den Endspurt der Saison.
Schafft der EV Zug den Umschwung nicht, droht er gar noch vom fünftplatzierten HC Lugano überholt zu werden und das Heimrecht im Playoff-Viertelfinal zu verlieren. Noch ist für den EV Zug überhaupt nichts verloren. In den Playoffs ist alles möglich, wie uns die Vergangenheit ein ums andere Mal vor Augen geführt hat. Aber es ist höchste Zeit, aufzustehen. Der Neustart-Knopf muss gefunden werden. Sonst drohen die Spieler den Goodwill der Fans komplett zu verspielen.