EV Zug gegen HC Davos: So schneiden die Teams in der Analyse ab…
Am Freitagabend (20 Uhr) betreten der EV Zug und der HC Davos die Playoff-Bühne. Auch wegen eines nimmermüden Trophäensammlers setzen sich die Zuger im Vergleich mit 21 zu 19,5 Punkten durch und sind zu favorisieren. Eine Bewertung anhand von fünf Kriterien.
Zug: Im Moment leben: Kein anderer Goalie in der Schweiz beherrscht das so gut wie Leonardo Genoni. Er ist mittlerweile 37-jährig, aber immer noch so reflexschnell, als sei er in einen Jungbrunnen gefallen. Eine Verletzung wirft ihn zurück, langsam tastet er sich heran und findet wieder das Vertrauen in seine Stärken. Er hat nur 22 Einsätze in der Regular Season absolviert, so wenige wie noch nie auf Stufe National League, aber im richtigen Augenblick kann er Höchstleistung erbringen. Solche Herausforderungen liebt er. Genoni hält an seiner Tradition fest und wird während den Playoffs schweigen. Eine Bestmarke als zusätzliche Motivation? Gewinnt er zum achten Mal den Schweizer-Meister-Titel, wäre er alleiniger Rekordhalter.
Bewertung: 5 Punkte
Davos: Im Vergleich zu Genonis Palmarès zieht jeder Goalie den Kürzeren. Der 30-jährige Sandro Aeschlimann, der noch nie Meister wurde, hat bei den Bündnern eine solide Saison gespielt (91,7 Prozent Fangquote/34 Einsätze). In der letzten Saison war er im Viertelfinal gegen den späteren Vizemeister Lausanne ein sicherer Rückhalt. Mit starken Darbietungen im Frühjahr dürfte sich der Torhüter, der zwischen 2016 und 2019 für den EVZ 25 NL-Spiele bestritt, noch Hoffnungen auf einen Platz im WM-Kader machen. Mit der nominellen Nummer zwei, Luca Hollenstein, hofft ein anderer Ex-Zuger auf seine Playoff-Premiere. In seiner ersten HCD-Saison weist er anständige Zahlen auf (91,8 Prozent Fangquote/22 Einsätze).
Bewertung: 4 Punkte
Zug: Das Abwehr-Konstrukt hat Risse. Tobias Geisser fehlt, auch Patron Lukas Bengtsson ist out. Der erstklassige Schwede ist nicht zu ersetzen. Andere müssen aus seinem Schatten springen und übernehmen. Ob Niklas Hansson in der Lage ist? Seine Leistungen in den letzten Wochen schüren zumindest leise Hoffnungen. Was der Direktvergleich mit Davos betreffend Wasserverdrängung angeht, hat der EVZ das Nachsehen. Eine Stärke und zugleich ein Risiko: Die Verteidiger schalten sich gerne in die Offensive ein, das macht das Team gefährlich, aber auch anfälliger für Konter. Die Jungen wissen bislang zu überzeugen. Wie gehen sie mit dem Playoff-Druck um? Das flinke Sturm-Personal des HCD wird für sie zum Stresstest.
Bewertung: 3,5 Punkte
Davos: Die Statistik zeigt, dass die Differenz zwischen den Teams nicht gross ist. Die Zuger haben 136 Gegentore erhalten, die Davoser 129. Es wäre vermessen, vom HCD-Prunkstück zu sprechen. Aber: Die Bündner verfügen über eine geballte Ladung Physis und Widerstandskraft. Mit Sven Jung, Calle Andersson, Klas Dahlbeck und Michael Fora werden sich den Zugern gleich vier Türme (1,90 Meter und mehr) in den Weg stellen. Der Schwede Dahlbeck ist hierzulande einer der besten Defensivverteidiger. Und Jung ist wegen seiner harten Spielweise ein lästiger Verteidiger, der nie lockerlässt. Für Offensiv-Zauber soll der spielstarke, risikofreudige und produktive Verteidiger Julius Honka (9 Tore) sorgen.
Bewertung: 4 Punkte
Zug: Obacht, statistisch der stärkste Sturm der Liga! Acht Spieler haben zehn Tore und mehr produziert, bei Davos sind es lediglich vier. Das macht die Zuger variabel und unberechenbar. Die Erwartungen an Topskorer Lino Martschini sind gross. Der Flügel benötigt noch vier Tore bis zur Einstellung des EVZ-Allzeitrekords (260). Das dürfte ihn zusätzlich antreiben. Mit Grégory Hofmann ist ein weiterer Kunst- und Scharfschütze bereit, um zu brillieren. Der Angriff ist ein Plus, dabei ist bei Spielern wie Dario Simion, Mike Künzle und Sven Senteler noch jede Menge Steigerungspotenzial vorhanden. Findet die vielseitige Offensive Antworten auf die harte Gangart des Widersachers, könnte der Speed zugunsten des EV Zug sprechen.
Bewertung: 4,5 Punkte
Davos: Die Ausländer sind die Vollstrecker, während das Schweizer Lager auf Sparflamme läuft und viel Luft nach oben hat. Entscheidend wird sein, wie stark sich die Holden-Equipe von ihrer Paradelinie abhängig macht. Auch der HCD hat Verletzungssorgen: Enzo Corvi und Yannick Frehner stehen nicht zur Verfügung. Das Viertelfinal-Duell ist vielleicht die letzte Gelegenheit, einen der ganz Grossen zu sehen: Dauerbrenner Andres Ambühl. Der 41-Jährige, der nicht mehr so viel Eiszeit erhält, löste im Oktober mit seinem 1270. Meisterschaftsspiel auf höchster Ebene in der Schweiz Beat Gerber als Rekordspieler ab. Davos will ihm einen würdigen Abschied bescheren – und Zug ihn in den wohlverdienten Ruhestand schicken.
Bewertung: 3,5 Punkte
Zug: Für Gabriel Carlsson ist es höchste Zeit, eine Schippe draufzulegen. Er ist gross und kräftig, aber einschüchternd wirkt er überhaupt nicht. Fredrik Olofsson ist ein solider Defensivcenter, der die zweite Sturmlinie stabilisiert. Aber kann er auch Playoff? Andreas Wingerli hat positiv überrascht, er ist Zugs Duracell-Hase. Das Wohl der Mannschaft hängt auch von Daniel Vozenilek ab. Lässt er sich auf verbale und physische Spielchen ein, droht er zur Hypothek zu werden. Stellt er sich in den Dienst des Teams, wird er mit seinen Qualitäten freie Räume für Nebenmann Lino Martschini kreieren. Captain Jan Kovar gehört ligaweit zu den besten Bully-Spielern. Gefragt sind seine Qualitäten als Motor, Taktgeber und Leaderfigur.
Bewertung: 4 Punkte
Davos: Das torgefährliche Trio Matej Stransky, Filip Zadina und Adam Tambellini genügt höchsten Ansprüchen. Sein Einfluss ist frappant: Zusammengerechnet kommen die Drei auf 67 Tore und sind damit für rund 40 Prozent aller HCD-Treffer verantwortlich. Man darf davon ausgehen, dass zunächst für Stürmer Brendan Lemieux als überzähliger Ausländer ein Platz auf der Tribüne reserviert ist. Der US-amerikanisch-kanadische Doppelbürger hat den Tritt noch nicht gefunden: 15 Spiele und eine statistische Brille (0 Tore, 0 Assists), dazu eine Minus-8-Bilanz. Klar: Lemieux wurde nicht als Skorer geholt, sondern wegen seiner feurigen Spielweise. In den letzten zehn Jahren sammelten sich beim Heisssporn über 900 Strafminuten an.
Bewertung: 4 Punkte
Zug: Das Powerplay gehört mit einer Erfolgsquote von 25 Prozent zu den Besten der Liga. Der gewichtige Ausfall von Bengtsson, der gewöhnlich die erste Formation dirigiert, ist suboptimal. Doch mit Lino Martschini und Grégory Hofmann verfügt das Team über zwei exzellente Schützen, die für diese Spezial-Situation prädestiniert sind. Optimierungsbedarf gibt es bei Schüssen von der blauen Linie, die bisher selten im Tor landeten. Der EVZ leistete sich in der Qualifikation zu viele Strafen und musste deshalb verhältnismässig oft in Unterzahl agieren. Das Boxplay schwächelte, hat sich aber inzwischen stabilisiert. Mit einer Erfolgsquote von 78,9 Prozent liegt Zug in diesem Ranking minim unter dem Liga-Durchschnitt (79).
Bewertung: 4 Punkte
Davos: Mit der Powerplay-Quote des EV Zug kann der HC Davos nicht konkurrenzieren. Das Überzahlspiel war während der Saison etwas überraschend ein Schwachpunkt, 18,3 Prozent sind eine unterdurchschnittliche Ausbeute. Die Davoser belegen damit Rang 11. Im Powerplay sind Matej Stransky und Tino Kessler mit je fünf Treffern die erfolgreichsten Schützen. Im Vergleich zu ihrem Viertelfinal-Gegner mussten die Bündner seltener auf der Strafbank Platz nehmen (168 Mal/EVZ: 197). In Unterzahl kann Davos eine leicht bessere Bilanz (81,7 Prozent) vorweisen. Klas Dahlbeck und Michael Fora heissen die Boxplay-Spezialisten auf Davoser Seite, bei den Zugern spulen Niklas Hansson und Livio Stadler die meisten Minuten ab.
Bewertung: 4 Punkte
Analysie aus der LZ…